Epidemiologische Studien, insbesondere auf Basis populationsbasierter Register, erlauben Einblicke in das Auftreten von Komorbiditäten bei Diabetes-Patienten über zum Teil sehr lange Zeiträume.

Patienten mit Typ-1-Diabetes haben ein bis zu achtfach erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen. Es gibt aber Faktoren, die das Risiko für neu auftretende kardiovaskuläre Ereignisse reduzieren, berichtete Dr. Soraya Soulimane von der Universität von Tilburg in den Niederlanden. Sie zeigte in einer Analyse der "The EURODIAB Prospective Complications Study", dass Patienten mit drei und mehr günstigen Faktoren das geringste kardiovaskuläre Risiko haben.

Diese Faktoren reduzieren das Risiko

Günstig waren nach den Daten von 2.089 Patienten im mittleren Alter von 32 Jahren:

  • HbA1c < 5,7%

  • Nieraucher

  • BMI < 22,0 kg/m²

  • Blutdruck systolisch < 112 mmHg, diastolisch < 70 mmHg

  • LDL-Cholesterin < 52,3 mg/dl

  • körperliche Aktivität pro Woche: 270 Minuten moderat oder mehr als 60 Minuten intensiv

  • mindestens vier günstige Diätkriterien (z.B. viel Ballaststoffe, wenig gesättigte Fette etc.).

Bei drei günstigen Faktoren reduzierte sich das kardiovaskuläre Risiko in der für Alter, Geschlecht und Retinopathie adjustierten Analyse fast auf die Hälfte (HR 0,52; 95%-Konfidenzintervall 0,29-0,94).

60% Übergewicht und Adipositas erhöhen die Mortalität um 60%.

Kein erhöhtes Alzheimer-Risiko?

Es wird geschätzt, dass ein Typ-2-Diabetes als Risikofaktor für 3,2% der Demenzfälle verantwortlich ist, berichtete Dr. Carlos Celis-Morales von der Universität Glasgow. Nach seiner Fall-Kontroll-Studie erhöht ein Typ-2-Diabetes aber weniger das Risiko für eine Alzheimer-Erkrankung als das von vaskulären und nicht vaskulären anderen Demenzen.

Celis-Morales hatte 378.299 Patienten mit Typ-2-Diabetes aus dem schwedischen nationalen Diabetesregister mit 1.886.022 alters- und geschlechtsentsprechenden Kontrollen verglichen. Die Inzidenzrate für Demenzen insgesamt lag nach sieben Jahren bei den Diabetes-Patienten bei 4,99, in der Kontrollgruppe bei 4,49. Die entsprechenden Raten für Alzheimer-Demenz waren aber bei den Diabetikern geringer als bei den Kontrollen. Insgesamt waren für das Demenzrisiko die Jahre mit Diabetes, der BMI, eine bestehende kardiovaskuläre Erkrankung und eine erhöhter Blutdruck die wichtigsten Risikofaktoren.

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Übergewicht und Adipositas

Dr. Sigrid Bjerge Gribsholt von der Abteilung für klinische Epidemiologie des Universitätskrankenhauses Aarhus in Dänemark untersuchte mit ihren Kollegen die Mortalität von 322.127 Patienten, die die Diagnose Übergewicht oder Adipositas erhalten hatten, und verglich sie mit 1.610.578 entsprechenden Kontrollen. Die übergewichtige oder adipöse Kohorte wies häufiger Komorbiditäten auf als die Kontrollkohorte (27,6% vs. 17,4%).

Die Gesamtmortalität über 40 Beobachtungsjahre war bei den Übergewichtigen und Adipösen um 60% erhöht. Das Mortalitätsratenverhältnis (MRR) zwischen Fällen und Kontrollen war im ersten Jahr nach der Diagnose des Übergewichts oder der Adipositas am höchsten (MRR 4,80). In Dekaden berechnet nahm sie aber auch auf lange Sicht zu.

Quelle: EASD Virtual Annual Meeting 21.-25. September 2020