Der 2019 aktualisierten S2k-Leitlinie "Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen" zufolge stehen Antidepressiva und -konvulsiva an erster Stelle der therapeutischen Bemühungen. Laut Leitlinie "können (...) Opioide zur Therapie neuropathischer Schmerzen jeglicher Ursache eingesetzt werden. Unerwünschte Nebenwirkungen, Toleranzentwicklung sowie komorbide Suchterkrankungen können die Anwendung limitieren."

Dr. Claudius Gall, München, rät bei Rückenschmerzen und anderen Schmerzsyndromen zu einer sorgfältigen Ursachensuche. Dazu gehöre u. a. die Beachtung psychophysiologischer Mechanismen im Rahmen eines biopsychosozialen Krankheitsmodells. Bei chronischen Schmerzerkrankungen, bei denen die psychophysiologische Komponente dominiert, sind Opioide kontraindiziert, so die S3-Leitlinie "Funktionelle Körperbeschwerden".

Prof. Ralf Baron, Kiel, hält Tapentadol bei Schmerzen mit neuropathischer Komponente für besonders geeignet, weil es nicht nur über μ-Opioidrezeptoren analgetisch wirke, sondern auch die deszendierende Hemmung der spinalen Schmerzbahn verstärke. Die Wirksamkeit der Substanz ist für die Behandlung sowohl neuropathischer als auch nozizeptiver Schmerzen durch randomisiert-kontrollierte Studien belegt. Tapentadol erwies sich dabei als überlegen gegenüber Placebo und als vergleichbar wirksam wie Oxycodon.

Tapentadol wird Baron zufolge auch häufig besser vertragen als reine μ-Agonisten und führen weniger oft zu Obstipation, Übelkeit und Erbrechen. Bei richtiger Diagnose "neuropathischer Schmerz" steht Tapentadol nach Galls Einschätzung für hohe Schmerzreduktion bei guter Verträglichkeit.

Quelle: Online-Pressegespräch "10 Jahre Palexia® retard - Aspekte einer Erfolgsgeschichte"; 1. Juli 2020 (Veranstalter: Grünenthal)