Ein halbautomatisches Telefontriagesystem, das bei Menschen mit akuten Brustschmerzen die Ersteinschätzung unterstützen soll, hat in einer niederländischen Untersuchung nicht gut abgeschnitten. Bei mehr als einem Viertel der Patienten unterschätzte es deren schwere Herzerkrankung.

Der Test ergab, dass 27% der Patienten mit schwerer Herzerkrankung, die dort anriefen, vom Computer nicht als dringende Fälle erkannt wurden. Wenn sie zu Triage-Krankenschwestern weitergeleitet wurden, verbesserte das die Einstufung.

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Die Forscher analysierten aufgezeichnete Telefongespräche des Systems sowie Krankenakten und Entlassungsbriefe der Anrufer. Von den 2.023 Patienten mit Brustschmerzen trat bei 11% ein akutes Koronarsyndrom und bei 3% ein weiteres lebensbedrohliches Ereignis wie etwa eine Lungenembolie auf.

In 13% der Fälle bewerteten die Triage-Krankenschwestern am Telefon die Dringlichkeit anders als die computergenerierte Empfehlung, dabei wurde die Dringlichkeit in den meisten Fällen hochgestuft (11%). Die Weiterleitung zu einer Krankenschwester erhöhte die Zahl der richtig eingeschätzten Fälle, trotzdem wurde noch bei 14% der Anrufer die Schwere der Erkrankung unterschätzt. Der positive und der negative prädiktive Wert der endgültigen Dringlichkeitseinstufung lagen bei 0,18 und 0,94.

"Blindes Vertrauen in Entscheidungsunterstützungssysteme sollte durch eine kritische Nutzung ersetzt werden", resümieren die Autoren. Verbesserungsmöglichkeiten sehen sie z. B. im zusätzlichen Einsatz von Triage-Krankenschwestern und ggf. auch Ärzten.

Quelle: Wouters LTCM et al. Open Heart 2020;7:e001376. https://doi.org/10.1136/openhrt-2020-001376