Es war Ende März 2020. Ganz Deutschland blieb zu Hause, um die Verbreitung von SARS-CoV-2 zu verlangsamen. Ich wurde von einer befreundeten, weit entfernt lebenden Familie angerufen: Die dreijährige Tochter war beim Toben mit dem Kopf an der Tischecke gelandet und hatte sich eine Platzwunde zugezogen. Durch Kompression mit Küchentüchern war die Blutung rasch zum Stillstand gekommen. Die Kleine war zu keinem Zeitpunkt bewusstlos gewesen.

Über Videotelefonie ließ ich mir die Wunde zeigen. Da ich sicher beurteilen konnte, dass sie klein und oberflächlich war, bot ich an, die Eltern durch die Wundversorgung zu lotsen: Wunde reinigen, ein paar Haare entfernen, ein vorhandenes Klammerpflaster aufkleben. Dies ist den Eltern jedoch nicht geheuer, und sie entscheiden sich trotz der massiven Einschränkungen des öffentlichen Lebens, eine Notfallpraxis aufzusuchen - wo genau die genannte Schritte durchgeführt werden. So erfährt die moderne Telemedizin ihre Grenzen!