Wirkt die Lungenschädigung durch das Rauchen ein Leben lang nach? Eine aufwändige Untersuchung zeigt, dass auch bei Menschen, die wenig rauchen oder längst aufgehört haben, die Lungenfunktion rapider abnimmt als bei Nie-Rauchern.

Aus sechs US-amerikanischen Kohortenstudien wurden die Lungenfunktionsdaten von 25.352 Probanden im Alter von 17-93 Jahren aus dem Zeitraum 1983-2014 gewonnen und über median 7 Jahre ausgewertet. 6.989 waren Ex-Raucher mit im Mittel 16 Packungsjahren. Ein Fünftel von ihnen hielt bereits seit ≥ 30 Jahren Tabakkarenz. 3.462 waren aktive Raucher mit durchschnittlich 27 Packungsjahren. 10.087 waren Nichtraucher, der Rest gab über die Zeit variable Status an.

Im Alter von 57 Jahren betrug der jährliche Verlust an Einsekundenkapazität (FEV1) bei Nichtrauchern 31 ml, bei Ex-Rauchern 34 ml und bei aktiven Rauchern 39 ml. Auch nach Berücksichtigung von Alter, Größe und Geschlecht war der Abfall bei Ex-Rauchern 1,82 ml pro Jahr höher als bei Nie-Rauchern (95%-Konfidenzintervall: 1,24-2,40). Die Ex-Raucher mussten damit immerhin ca. 20% des Nachteils der aktiven Raucher hinnehmen, deren FEV1-Verlust 9,21 ml über dem der Nie-Raucher lag.

Negativ wirkte sich bei Ex-Rauchern die Zahl der Packungsjahre aus. Der Effekt ließ sich noch Jahrzehnte nach dem Rauchstopp nachweisen. Erst nach 30 Jahren glich sich der FEV1-Verlust dem von Nie-Rauchern an.

Aktive Raucher mit einem niedrigen Tageskonsum von < 5 Zigaretten bauten jährlich 7,6 ml FEV1 mehr ab als Nie-Raucher. Das waren immerhin fast zwei Drittel des Nachteils, den Raucher mit > 30 Zigaretten (11,2 ml) hatten - und fünfmal so viel wie bei Menschen, die es geschafft hatten, mit dem Rauchen aufzuhören.

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© skynesher / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

MMW-Kommentar

Ein persistierender FEV1-Verlust trotz Rauchstopp ist seit über 40 Jahren bekannt. Leider wurde in der Studie nicht erfasst, ob bei den Ex-Rauchern trotz normaler Spirometrie bereits ein Lungenemphysem vorlag. Dass sich der Lungenfunktionsverlust dem Niveau von Nie-Rauchern erst 30 Jahre nach dem Rauchstopp angleicht, ist ein Hinweis auf einen davon unabhängigen, persistierenden Lungenschaden, der auch durch aktuelle experimentelle Studien belegt wird [Rovina N et al. Mediators Inflamm. 2013;2013:413735; DeCunto G et al. Am J Pathol. 2018;188:2195-205].

Des Weiteren unterstreichen die Ergebnisse die Notwenigkeit einer strikten Nikotinkarenz: Auch ein geringer Zigarettenkonsum ist schädlich!

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Prof. Dr. med. M. Kohlhäufl

Lungenpraxis, Ärztezentrum, Stuttgart

Quelle: Oelsner EC, Balte PP, Bhatt SP et al. Lung function decline in former smokers and low-intensity current smokers: a secondary data analysis of the NHLBI Pooled Cohorts Study. Lancet Respir Med. 2020;8:34-44