Eine Patientin, die als DMP-Teilnehmerin meistens mit regulärem Termin zu mir kommt und die ich als sehr gesundheitsbewusst und zuverlässig erlebe, kam in die abendliche Akutsprechstunde der Allgemeinmedizin. Sie hatte ein einfaches Anliegen: Ich möchte ihr bitte ein Privatrezept über Terbinafin-Tabletten ausstellen.

Da ich bei einer Pilzinfektion der Haut zunächst eine lokale Therapie flankiert von Lebensstil- und Hygienemaßnahmen empfehle, war ich ein wenig überrascht von dem Wunsch meiner Patientin. Zudem würde ich einen Patienten bei entsprechender Schwere und Ausmaß der Pilzinfektion aufgrund der potenziell schweren Nebenwirkungen von oralem Terbinafin wie Lebertoxizität, toxischer epidermaler Nekrolyse oder Agranulozytose prinzipiell zum Dermatologen überweisen, um zumindest die Indikation einer oralen Therapie zu prüfen.

figure 1

© amriphoto / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodellen)

"Korax, Polly will einen Keks! Aber bitte einen mit Antimykotika!"

So fragte ich die Patientin, welche Körperstellen betroffen seien, wie ausgeprägt, wie lange die Pilzinfektion bereits bestehe - und vor allem, ob ich die betroffene Haut anschauen dürfte. Die Patientin antwortete rasch, sie hätte gar keine Pilzinfektion. Die Terbinafin-Tabletten bräuchte sie für ihren Papagei, der seit 15 Jahren an einer Lungenaspergillose erkrankt sei! Die Tierärztin, so erklärte meine Patientin, würde zwei Tabletten Terbinafin in Wasser lösen. Diese Suspension bekäme der Vogel zum Trinken bzw. auf sein seine Futter gesprüht. Nun sei die Tierärztin momentan leider im Urlaub. Die Patientin wollte aber nicht, das die Therapie ihres Vogels deshalb abgebrochen würde.

Außerdem, so gab sie noch zu bedenken, würde sie für die Terbinafin-Wasser-Suspension inklusive Beratung 100 Euro bezahlen, während eine N2-Packung mit 28 Tabletten nur 15 Euro koste.

Mit Mühe versuchte ich mein Lachen zu unterdrücken, während ich die Patientin verabschiedete, natürlich ohne das Privatrezept.

Heitere, ärgerliche und oft auch seltsame Erlebnisse prägen den ärztlichen Alltag. Schicken Sie uns Ihre Geschichten an: cornelius.heyer@ springer.com