COVID-19 hat so manche Urlaubspläne durcheinandergebracht. Dennoch bringen Patienten weiterhin Reisedermatosen aus den Ferien mit. Was der Hausarzt dabei beachten sollte, erläutert der Dermatologe Prof. Thomas Ruzicka.

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Prof. Dr. med. Dr. h. c. mult. Thomas Ruzicka

Praxis für Dermatologie und Allergologie im IsarKlinikum München

MMW: Der Sommerurlaub der meisten Deutschen hat dieses Jahr im eigenen Land oder allenfalls im EU-Ausland stattgefunden. Sehen Ärzte deshalb weniger Reisedermatosen?

Ruzicka: Auch innerhalb Europas gibt es viele Hautkrankheiten, die man sich auf Reisen zuziehen kann. Durch den Klimawandel breiten sich Erkrankungen, die man früher nur in den Tropen oder Subtropen gesehen hat, auch in Europa aus.

So haben wir in den letzten Jahren auch bei Reiserückkehrern aus Italien oder Griechenland Krankheiten gesehen, die es früher nur in den Tropen gegeben hat. Dazu zählt etwa die Leishmaniose, die bei uns selten vorkommt und entsprechend schwierig zu erkennen ist. Das Gleiche gilt für Rickettsiosen, die von bestimmten Zeckenarten übertragen werden. Früher wurden sie vorwiegend bei Safari-Urlaubern gesehen, in letzter Zeit auch bei Europareisenden. Dann gibt es Krankheiten wie die Myiasis, bei denen Fliegen Eier in der Haut ablegen, woraus sich Larven entwickeln. Das sieht aus wie ein Furunkel, spricht aber nicht auf die normalen Salben an. Wenn sich der Furunkel dann bewegt, ist es eine Myiasis. Die häufigsten Reisedermatosen sind nach wie vor Insektenstiche und natürlich der Sonnenbrand.

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Hautveränderung: © Petruss

Myiasis mit sichtbarer Atemöffnung der unter der Haut sitzenden Fliegenlarve.

Als Dermatovenerologe möchte ich noch betonen, dass die entspannte, kommunikative, oft alkoholgetränkte Urlaubsatmosphäre oder auch purer Sextourismus zu Reisemitbringseln in Form sexuell übertragbarer Krankheiten führen können.

MMW: Wann sollten Hausärzte Reiserückkehrer mit Hautveränderungen an den Dermatologen überweisen?

Ruzicka: Am besten sollte jeder Patient mit Hauterscheinungen von einem Dermatologen gesehen werden, v. a. wenn diese von Durchfall oder Fieber begleitet werden. Es gibt auch immer mehr Berichte über Reiserückkehrer mit Hauterscheinungen, die im Zusammenhang mit einer COVID-19-Infektion auftreten.

MMW: Wie erkennt man COVID-19-bedingte Effloreszenzen?

Ruzicka: Die Haut kann bei einer SARS-CoV-2-Infektion unterschiedlich betroffen sein, etwa Ausschlag am ganzen Körper, Einblutungen oder Hauterscheinungen an Händen und Füßen, die wie Frostbeulen aussehen. Wir lernen bei jedem einzelnen Patienten dazu.

Interview: Joana Schmidt