Manchmal fühle ich mich von meinen Patienten kommunikativ herausgefordert, vor allem wenn sie mich gleich nach der Begrüßung mit verschiedensten Wünschen im Sekundentakt bombardieren. „Gestern war ich beim Kardiologen, ist der Bericht da?“ — „Ich brauche die weißen Blutdrucktabletten!“ — „Wie hoch war das Cholesterin?“ — „Ach ja, wann macht die Praxis eigentlich Ferien?“ Mein Versuch, z. B. die zu hohen Zucker- und Triglyzeridwerte anzusprechen, wird — wenn ich überhaupt dazwischenkomme — abgewehrt: „Ach Frau Doktor, das haben Sie schon mal gesagt, dafür habe ich heute keine Zeit!“

Vielleicht sind unsere Patienten vom Fernsehverhalten geprägt: blöde Sachen schnell wegzappen. Viele von ihnen sind dadurch vielleicht ein wenig infantilisiert und ähneln verwöhnten Kinder mit hohem Anspruch und geringer Frustrationstoleranz.

An Tagen mit guter Laune erledige ich einfach die Aufträge, denke mir nichts dabei und wünsche einen angenehmen Tag. An schlechten Tagen und bei unverschämten Forderungen („Ey, ich brauch’n paar Tage frei!“) kann es passieren, dass ich mich auf das passende Sprachniveau begebe und mit ehrlicher Verweigerung reagiere: „Mach ich nich’ — ich bin nicht das Bahnhofsklo, und ich will nicht benutzt werden!“

Mir selbst ist es aber auch lieber, wenn mein Humorspiegel hoch ist. Dann unterbreche ich den Schwall an Wünschen mit dem Hinweis: „Stopp — das geht so nicht mit mir! Ich bin ein altes Analog-Gerät aus dem letzten Jahrhundert!“

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