Die moderne antiretrovirale Therapie (ART) ist heute zwar in der Lage, die Replikation des HI-Virus zu stoppen. Es bleibt jedoch das Problem der „Schläferzellen“ bestehen: Dabei handelt es sich vor allem um Zellen des Immunsystems, in die sich das Virus zurückziehen kann und wo es von der eingesetzten ART verschont bleibt.

Die sog. Kick-and-Kill-Strategie beruht auf dem Prinzip, solche latenten Reservoirs zu wecken („kick“) und die zur Virusproduktion angeregten Zellen dann gezielt mithilfe von Antikörpern abzutöten („kill“). Auf diese Strategie hatte man in den letzten Jahren große Hoffnung gesetzt; ein Erfolg wäre ein entscheidender Schritt hin zur Heilung von HIV.

Mit der aktuell publizierten ROADMAP-Studie bekommt der Ansatz jedoch erneut einen Dämpfer: Romidepsin, ein ursprünglich für die Therapie von Lymphomen entwickelter HDAC-Inhibitor, der als heißer Kandidat für die „Kick-Challenge“ gehandelt wurde, war auch im Gespann mit einem breit neutralisierenden Antikörper nicht in der Lage, das HI- Virus in befriedigendem Maße aus der Reserve zu locken.

Für die randomisierte Phase-Ib/IIa-Studie wurden 19 HIV-Patienten, deren Viruslast unter ART langfristig unter der Nachweisgrenze lag, in zwei Gruppen (A und B) geteilt. Beide erhielten Romidepsin-Infusionen in zwei Zyklen (Woche 0, 1 und 2 sowie Woche 8, 9 und 10). Die Teilnehmer der Gruppe A hatten zusätzlich jeweils zwei Tage vor der Infusion einen breit neutralisierenden Antikörper (3BNC117) verabreicht bekommen. Dieser sollte Zellen mit viralen Hüllproteinen an der Oberfläche markieren und so deren Abtöten durch das Immunsystem erleichtern.

Das Ergebnis war ernüchternd: Nach 48 Wochen hatte sich die Größe des Virusreservoirs in keiner der beiden Gruppen nennenswert verändert. Die Virus-RNA war trotz wiederholter Gabe von Romidepsin nur minimal angestiegen. Im primären Endpunkt, der Zeit bis zum erneuten Anstieg der Viruslast (≥ 200 Kopien/ml) nach analytischer Therapiepause, gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen. Die HIV-spezifische Immunantwort wurde nicht beeinflusst.

Das Fazit der Autoren: „Die gegenwärtig verfügbaren Substanzen zur Latenzumkehr und das Boostern der autologen HIV-spezifischen Immunität sind bei langzeitbehandelten Patienten offenbar nicht sehr effektiv.“ Eine Heilung von HIV mit dieser Strategie scheint also nach wie vor in weiter Ferne.