Einer unserer Patienten kam nach einem stationären Aufenthalt wegen einer operativ versorgten Radiusfraktur zum Fädenziehen. Er trug vorschriftsmäßig Mundschutz, wie ich auch. Ich begann, dicht über seinen Unterarm gebeugt, die schon etwas eingezogenen Fäden mühsam herauszupfriemeln, was einige Zeit dauerte.

Währenddessen erzählte mir der Patient, die im Krankenhaus seien ja „auch nicht ganz sauber gewesen“, in seinem Zimmer sei ständig das Fenster offen gewesen, und da habe er sich verkühlt, jetzt habe er genau so einen Husten wie sein Zimmergenosse. Inzwischen hatte der Patient seinen Mundschutz aufs Kinn herabgeschoben, da er diesen offenbar beim Sprechen recht warm und lästig fand.

Ich starrte ihn an und fragte, warum er mir das mit dem Husten nicht etwas früher berichtet habe, dann hätte ich ihn im „Infektionssprechzimmer“ behandeln und weitere Vorsichtsmaßnahmen einhalten können. Er wiederum starrte mich an, als ihm klar wurde, was ich meinte. Hastig und mit einer Entschuldigung schob er seinen Mundschutz hoch. Ich veranlasste einen sofortigen Abstrich auf Coronavirus — positiv!

Zum Glück blieb die Episode ohne Folgen für unser Praxisteam — außer der, dass wir seitdem noch genauer bei jedem Patienten, der die Praxis betritt, nach Symptomen fragen.