Im ärztlichen Notdienst wurden mein Fahrer und ich zu einem Patienten mit ausgeprägter Atemnot gerufen. Das große Wohngebäude war umzäunt und hatte mehrere Eingänge. Wir fanden das Namensschild unseres Patienten erst nach einigem Suchen. Doch auch nach mehrfachem Klingeln passierte nichts. Wir kontaktierten die Leitstelle und baten darum, den Herrn anzurufen.

Nach geraumer Zeit öffnete sich schließlich ein Fenster, und der Patient lehnte sich schwer atmend heraus. Er klagte, dass der Türöffner kaputt sei. Wir sollten doch über den Zaun und an einer Brüstung entlang bis zum Fenster klettern und dort einsteigen. Dies erschien nicht ungefährlich, und ich wollte schon ablehnen. Mein Fahrer dagegen klettere flugs über den vorgeschlagenen Weg zum Fenster und öffnete mir kurz darauf die Tür.

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Mein Fahrer auf dem Weg zum COPDPatienten (Abb. leicht dramatisiert).

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Endlich konnten wir uns dem Patienten widmen. Er hatte eine exazerbierte COPD mit deutlich erniedigter Sauerstoffsättigung und Atemnot. Er stand bereits seit zwei Jahren unter Sauerstofftherapie. Nach der Erstversorgung war hier eine Krankenhauseinweisung indiziert. Der Patient lehnte dies aber vehement ab und zündete sich eine Zigarette an. Auf keinen Fall werde er ins Krankenhaus gehen: „Die machen da außer Antibiotika und Rauchverbot sowieso nichts!“ Das kenne er schon.

Ich klärte ihn nochmals über die Gefahren auf, die umso größer waren, da seine Wohnung so schlecht zugänglich war. Ich ließ Antibiotika, Betamimetika und einen Inhaler da und sagte ihm, dass er uns jederzeit anrufen könne — auch für eine Einweisung. Der Rückweg durch die Haustür war einfach.