figure 1

Prof. Dr. med. K. Müssig Niels-Stensen- Kliniken, FranziskusHospital Harderberg, Georgsmarienhütte

Menschen mit Typ-2-Diabetes wird häufig geraten, sechs kleine Mahlzeiten pro Tag einzunehmen und dabei Kalorien und Kohlenhydrate gleichmäßig zu verteilen. Diese Empfehlung wurde nun mit einer aus drei Mahlzeiten bestehenden Ernährung mit einem kohlenhydratreichen Frühstück verglichen. Die Frage war, welche Methode die Expression von Uhren-Genen stärker hochreguliert und so eine Insulinreduktion erlaubt.

28 Diabetiker mit einem BMI-Schnitt von 32,4 ± 5,2 kg/m2 und HbA1c-Werten von 8,1 ± 1,1% wurden zufällig einer der beiden Diäten zugeordnet. Zu Studienbeginn sowie nach zwei und zwölf Wochen wurden Körpergewicht, Glukosestoffwechseleinstellung, kontinuierliche Glukosemessung (CGM), Appetit und Uhren-Gen-Expression bestimmt.

Nur in der Drei-Mahlzeiten-Gruppe ergab sich ein signifikanter Gewichtsverlust nach 12 Wochen (−5,4 ± 0,9 kg; p < 0,01), eine signifikante Abnahme der in Hyperglykämie verbrachten Zeit in der CGM, eine signifikant verringerte Gesamt-Tages-Insulindosis (−26 ± 7 Einheiten) sowie eine Abnahme von Hunger und Heißhungerattacken. Nüchtern-, Tages- und Nachtglukosespiegel waren mit drei Mahlzeiten signifikant niedriger als mit sechs. Die Uhren-Gene zeigten mit drei Mahlzeiten eine Oszillation, eine vermehrte Expression und eine höhere Aktivitätsamplitude.

figure 2

Ein kohlenhydratreicher Start in den Tag.

Frauen: © Nikola Ilic / Getty Images / iStock

MMW-Kommentar

Die Ergebnisse stehen im Einklang mit jenen früherer Studien [Morgan LM et al. Br J Nutr. 2012;108:1286—91; Kahleova H et al. Diabetologia. 2014;57:1552—60]. Das Dreier-Schema verringerte bei gleicher Kalorienmenge den tagsüber empfundenen Hunger, das Verlangen nach Süßigkeiten am Nachmittag und am Abend sowie Heißhungerattacken insgesamt. Doch was bedingt diesen Vorteil?

Der Glukosestoffwechsel unterliegt einer endogenen zirkadianen Uhr. Sie ist im hypothalamischen Nucleus suprachiasmaticus lokalisiert und besteht aus einer sich selbst aufrechterhaltenden Feedback-Schleife, die u. a. die Aktivatoren CLOCK und BMAL1 umfasst. Die Expression dieser Uhren-Gene ist bei Typ-2-Diabetes häufig gestört — so auch bei den Teilnehmern zu Beginn dieser Studie.

Die Heraufregulation der Uhren-Gen-Expression könnte eine molekulare Erklärung für die verbesserte Glukosekontrolle liefern. So ist z. B. die in der Drei-Mahlzeiten-Gruppe beobachtete Hochregulation von BMAL1 notwendig für eine angemessene Insulinsekretion aus den pankreatischen Betazellen [Sadacca LA et al. Diabetologia 2011;54:120—4].