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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

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Zustand bei Vorstellung (o.) und nach Applikation eines Eispacks (u.).

© BMJ. 2020;369:m1147

Ein Mann in den Fünfzigern klagte seit einer Woche über Schluckbeschwerden und eine vorwiegend linksseitige Ptosis. Diese war beim Aufwachen nicht vorhanden, verschlechterte sich im Laufe des Tages und besserte sich in Ruhe. Die körperliche Untersuchung war bis auf eine Hypertonie unauffällig. Wenn ein Eispack für fünf Minuten auf das linke Auge gelegt wurde, besserte sich die Ptosis auf dieser Seite. Etwa 20–30 Minuten nach Entfernung der Kühlung trat die Lidschwäche wieder auf. Innerhalb von zwei Wochen nach der Erstuntersuchung traten Probleme beim Kauen, Schlucken und Sprechen, Müdigkeit und generelle proximale Muskelschwäche auf. Der Nachweis von Acetylcholinrezeptor-Antikörpern (anti-AChR-Ak) sicherte die Verdachtsdiagnose auf eine generalisierte Myasthenia gravis.

Der schon vor Jahrzehnten beschriebene, einfache Kühltest ist bei den meisten Patienten mit einer Ptosis infolge Myasthenie positiv (Sensitibität 77–100%; Spezifität 88–100%; falsch-positiv 0–12%).