Nach einer HPV-Impfung bei Mädchen sind weder Autoimmunphänomene noch etwa das Auftreten einer Ovarinsuffizienz zu befürchten. Dahingehende Sorgen der Eltern, die von der Laienpresse zeitweise befeuert wurden, können auf der Grundlage von Studien entkräftet werden.
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Die HPV-Impfung schützt Mädchen und junge Frauen mit hoher Zuverlässigkeit vor der Entstehung von Zervixkarzinomvorstufen. Diese Erkenntnis beruht auf einer mittlerweile sehr soliden Datenbasis. Auch zum Sicherheitsprofil gibt es inzwischen umfangreiche Daten, die belegen, dass es nur in sehr wenigen Fällen zu schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen im Zusammenhang mit der Impfung kommt; das gilt sowohl für den vier- als auch für den neunvalenten HPV-Impfstoff.
Dennoch ist der Arzt immer wieder mit Ängsten vor etwaigen Nebenwirkungen der HPV-Impfung konfrontiert. Hierzu haben Berichte in der Laienpresse beigetragen, die u. a. auf ein angeblich erhöhtes Infertilitätsrisiko nach HPV-Impfung hinwiesen (z. B. „HPV-Impfung: Unfruchtbar nach Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs?“ RTL.de vom 16. 8. 2018).
Kein erhöhtes POI-Risiko
Nach Prof. Fred Zepp, Pädiater an der Universitätsmedizin Mainz und STIKO-Mitglied, kann man in solchen Fällen auf die Ergebnisse einer großangelegten Studie aus den USA verweisen. Hier wurden die Gesundheitsdaten von knapp 200.000 Mädchen und jungen Frauen im Alter zwischen 11 und 34 Jahren retrospektiv ausgewertet. Im Zeitraum zwischen 2006 und 2014 traten insgesamt nur 46 bestätigte Fälle einer idiopathischen POI (primäre Ovarialinsuffizienz) auf. Die meisten Betroffenen waren über 26 Jahre alt. Fälle mit bekannter Ursache, z. B. aufgrund eines Turner-Syndroms oder einer gonadotoxischen Therapie, hatte man ausgeschlossen.
In der bzgl. HPV-Impfung besonders relevanten Altersgruppe der 11- bis 14-jährigen Mädchen — die STIKO empfiehlt die Impfung zwischen 9 und 14 Jahren — war die POI-Inzidenz extrem niedrig (0,87 pro 1 Mio. Personenmonate). Die adjustierte Risikoquote für das Auftreten einer POI nach HPV-Impfung lag insgesamt bei 0,30 pro 1 Mio. Personenmonate (95% KI: 0,07-1,36).
Autoimmunphänomene nicht gehäuft
Dass die HPV-Impfung auch kein erhöhtes Risiko für die Entstehung von Autoimmunerkrankungen birgt, hat laut Zepp eine kanadische Studie mit Mädchen zwischen 12 und 17 Jahren gezeigt. Knapp 180.000 Teilnehmerinnen hatten zwischen 2007 und 2013 mindestens eine Dosis HPV-Impfstoff erhalten. Als Risikoperiode für das Auftreten von Autoimmunphänomenen hatten die Forscher den Zeitraum zwischen 7 und 60 Tagen nach der Impfung festgelegt. Die Risikoperioden wurden mit Kontrollperioden verglichen, in denen ein zeitlicher Zusammenhang unwahrscheinlich war.
Nach Berücksichtigung von Alter, zeitnahen Infektionen, anderen Impfungen und Jahreszeit ergab sich ein nicht signifikant erhöhtes Risiko, im entsprechenden Zeitraum nach einer HPV-Impfung eines von zwölf erfassten Autoimmunphänomen (u. a. juvenile rheumatoide Arthritis, rheumatoide Purpura, Fazialisparese, Hashimoto-Thyreoiditis, chronisch entzündliche Darmerkrankung, Typ-1-Diabetes) zu entwickeln (relatives Risiko 1,12; 95% KI: 0,85-1,47). Die Forscher schlossen daraus, dass es keine Hinweise auf ein erhöhtes Autoimmunrisiko im Zusammenhang mit der HPV-Impfung gebe.
Quelle
Praxis Update, 8./9. Mai 2020, online
Naleway AL et al. Pediatrics 2018; 142(3): e20180943; https://doi.org/10.1542/peds.2018-0943
Liu EY et al. CMAJ 2018; 190 (21): E648–E655; https://doi.org/10.1503/cmaj.170871
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Oberhofer, E. Sorgen im Zusammenhang mit HPV-Impfung nicht berechtigt. MMW - Fortschritte der Medizin 162, 20 (2020). https://doi.org/10.1007/s15006-020-0556-y
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