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Knötchen am Lobulus auriculae (l.), Versorgung (r.).

© J. Tacke

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Dr. med. Jürgen Tacke, MPH

Beim Dermatologen entschuldigte sich die Patientin fast für ihren Besuch. Es wachse „ständig irgendwo irgendwas auf der Haut“, sie wäre normalerweise gar nicht gekommen. Auf den ersten Blick ließ das Knötchen am rechten Ohrläppchen auch eher an ein Hämangiom denken. Die genauere Inspektion samt Palpation und Dermatoskopie zeigte aber einen eher bräunlichen, erhabenen, derben Tumor mit inhomogener Pigmentierung in der Umgebung. Der Verdacht auf ein Melanom lag nahe.

Das rechte Ohrläppchen wurde komplett in Lokalanästhesie entfernt und die Wunde primär verschlossen. Der postoperative Verlauf war komplikationslos. Histologisch zeigte sich ein sekundär knotiges Lentigo-maligna-Melanom mit einer Tumordicke von 6,2 mm (Klassifikation: pT4).

Nach ausführlicher Aufklärung über die weiteren Diagnostik- und Therapieoptionen lehnte die Patientin in Gegenwart ihrer Tochter sowohl eine Vorstellung in einer Universitäts-Hautklinik zur weiterführenden Ausbreitungsdiagnostik (z. B. Lymphknotenbiopsie) als auch die mögliche Rekonstruktion des Ohrläppchens ab. Sie stimmte lediglich einem minimalen Staging sowie einer regelmäßigen Nachsorge zu.

Das Lentigo-maligna-Melanom entsteht in der Regel in lichtexponierten Arealen, also z. B. im Gesicht oder an den Ohren. Sekundär knotige Entitäten wie die vorgestellte wachsen zunächst primär horizontal und sind als flache, inhomogene Pigmentierung an der Haut zu sehen. Erst im Laufe der Zeit ändert sich dann die Wachstumsrichtung in die Vertikale. Es entsteht ein Knötchen, und die prognostisch relevante Tumordicke nimmt zu. Das Wachstum ist bei Lentigo-maligna-Melanomen langsamer und die Prognose besser als bei anderen Melanomen.

Take-Home-Message: Wenn ein wachsendes Knötchen eine Pigmentierung im Randbereich zeigt, sollte man immer auch an ein Melanom denken!