Die Liste der photosensibilisierenden Wirkstoffe auf dem deutschen Markt umfasst etwa 300 Arzneimittel — darunter NSAR, Diuretika sowie Antiarrhythmika. Wenn es um die Therapie von Depressionen geht, wird oft fast reflexartig ein photosensibilisierendes Potenzial bei Johanniskraut-Präparaten genannt. Dies führt zur Verunsicherung von Ärzten und Patienten. Im Sommer wird die Behandlung mit Johanniskraut mitunter sogar abgesetzt. Dabei wird das photosensibilisierende Potenzial des Phytopharmakons überschätzt.

So können grundsätzlich eine Reihe an Antidepressiva wie etwa Duloxetin, Sertralin und Venlafaxin gegenüber Sonnenlicht sensibilisieren. Unter der Leitsubstanz Citalopram kann eine Photosensibilisierung gelegentlich auftreten, also in einer Größenordnung von ≥ 1 pro 1.000 bis < 1 pro 100 Patienten. Dagegen werde in der aktuellen S3-Leitlinie/Nationale VersorgungsLeitlinie „Unipolare Depression“ die Relevanz einer möglichen Photosensibilisierung unter Johanniskraut-Extrakt als gering eingeschätzt. Wörtlich heißt es dort: „Zur oft erwähnten Phototoxizität existieren nur vereinzelte Berichte.“

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Auch an herrlichen Sommertagen muss die antidepressive Therapie nicht unbedingt ausgesetzt werden.

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Und in einer mit dem hochdosierten Johanniskraut-Präparat Laif® 900 durchgeführten Studie mit 20 gesunden Probanden konnte nach 14-tägiger Einnahme des Phytopharmakons keine statistisch signifikante Veränderung der Lichtempfindlichkeit (minimale Erythemdosis) im Vergleich zur Baseline festgestellt werden [Schulz HU et al. Arzneim-Forsch/Drug Res 2006;56:212—21].