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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Ein 50-jähriger Mann klagte über zunehmende Atemnot bei Belastungen. Der Patient hatte Trommelschlägelfinger, zu denen es normalerweise bei Lungen- und Herzkrankheiten mit chronischer arterieller Hypoxämie kommt, z. B. bei Bronchialkarzinom, Fibrose, Mukoviszidose oder einem Herzfehler mit Rechts-Links-Shunt. Jedoch waren Herz und Lungen bei allen gängigen Untersuchungen unauffällig. Es war lediglich eine kryptogene Leberzirrhose bekannt.

Bei dem Patienten lag ein sogenanntes hepatopulmonales Syndrom vor. Bei schweren Leberkrankheiten werden gefäßerweiternde Substanzen wie Stickoxid ungenügend abgebaut. Dadurch kommt es zu einer intrapulmonalen kapillären Vasodilatation — und somit zu einem funktionellen Rechts-Links-Shunt von ungesättigtem Blut. Es ist eine pathophysiologische Kuriosität: Drei Organe (Herz, Lunge, Leber) verursachen über unterschiedliche Mechanismen (makro- bzw. mikrovaskulärer Rechts-Links-Shunt, unzureichende Inaktivierung von Dilatanzien) und eine gemeinsame Endstrecke (arterielle Hypoxämie) Trommelschlägelfinger.

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Trommelschlägelfinger bei Leberzirrhose

© N Engl J Med. 2020;382:e14