In unseren Coronazeiten läuft vieles ganz anders als sonst. Das fängt im Kleinen an: Es fällt z. B. ein Haufen Wäsche an. Hy giene wird ja schließlich momentan besonders groß geschrieben. Meine tüchtige Hilfe verschwindet regelmäßig „still und zaglos“ hinter einem riesigen Berg weißer Hemden und Hosen. Einmal sah ich nach einiger Zeit nach ihr und fand sie, allein, mit einem Mundschutz, vor dem Bügelbrett stehen. Da fiel mir der Spruch von Wilhelm Busch ein: „Scheint dir auch mal das Leben rauh, sei still und zage nicht, die Zeit, die alte Bügelfrau, macht alles wieder schlicht.“

Und neulich ging ich mit einem Kollegen durch die benachbarte Hochhausanlage. Da hörten wir von irgendwo oben ein Geräusch, das wir nicht sofort zuordnen konnten. Wir drehten uns um und sahen nach oben. Da stand einer — einer! — auf seinem Balkon und klatschte in die Hände. Er erhob sich von seinem Liegestuhl und wandte sich wild gestikulierend in unsere Richtung. Er musste von den Italienern und Spaniern im Fernsehen inspiriert worden sein, die ihren Ärzten, Krankenschwestern und Pflegern von den Balkonen zujubeln, um sich für deren Einsatz in der Coronakrise zu bedanken.

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Kein brandender Applaus, aber immerhin ...

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