figure 1

Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

figure 2

© Tolimir / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Eine kanadische Arbeitsgruppe untersuchte 130 Kinder in den ersten drei Lebensjahren. Gemäß ihrer Blutwerte für Hämoglobin (Hb) und Ferritin (Fer) wurden sie in drei Gruppen eingeteilt. 37 Kinder hatten eine Eisenmangelanämie (Hb < 110 g/l, Fer < 14 μg/l), 63 einen nichtanämischen Eisenmangel (Hb > 110 g/l, Fer < 14 μg/l), 30 Kontrollprobanden wiesen normale Werte auf (Hb > 110 g/l, Fer > 14 μg/l). Alle Kinder wurden einem standardisierten Test unterzogen, mit dem die feinmotorischen Fähigkeiten, die visuelle Perzeption sowie die perzeptive und die expressive Sprache erfasst wurden.

Die Untersuchungen ergaben eine signifikante nicht lineare Beziehung zwischen dem Ferritinspiegel im Serum und den erworbenen kognitiven Fähigkeiten (p < 0,02). Der Kognitionswert auf den Mullen Scales of Early Learning lag über den gesamten Ferritinbereich bei den Mädchen höher als bei den Jungen. Im mittleren Alter von 24 Monaten erreichten Mädchen 113 Punkte, Jungen 107. Die Beziehung zwischen Ferritinspiegel und kognitiven Fähigkeiten war altersunabhängig. Der Ferritinspiegel war zwischen dem 15. und dem 24. Lebensmonat am niedrigsten, der HbSpiegel zwischen dem 12. und dem 24. Lebensmonat.

Optimal war der Erwerb kognitiver Funktionen bei einem Ferritinwert von 17–18 μg/l. Eine höhere Einstellung durch eine Steigerung der Eisenzufuhr erbrachte keinen Zugewinn an kognitiven Fähigkeiten.

MMW-Kommentar

Ein Eisenmangel führt zu einer Störung der Hämoglobinbildung und damit zu einer Anämie. Folgen können eine verminderte Sauerstoffbindung und Gewebshypoxie sein. Die vorliegende Studie zeigt, dass in der sensiblen Phase der Gehirnreifung in den ersten Lebensjahren ein Eisenmangel mit all seinen Folgen Ursache für einen verzögerten Erwerb kognitiver Funktionen sein kann. Das Ferritin ist dabei ein sensiblerer Marker als das Hb. Eine HbVerringerung ist nämlich erst die letzte Stufe in der Reaktionskette, die ein Eisenmangel auslöst.

Die Autoren fanden einen CutoffFerritinwert zwischen 17 und 18 μg/l. Dieser liegt deutlich höher als der bisher empfohlene Richtwert von 10–12 μg/l, was bei der Therapie einer Eisenmangelanämie berücksichtigt werden sollte. Eine weitere Steigerung bringt keinen Vorteil.