Bauernhof-Hausstaub gegen Asthma

Der Fußbodenstaub auf Bauernhöfen trägt zur Asthmaprävention bei kleinen Kindern bei. Ein neuer Index zeigt, wie nah eine beliebige Wohnung diesem Ideal kommt. Gibt es bald Designer-Staub zu kaufen?

Prof. Dr. med. A. Gillissen Medizinische Klinik III, Ermstalklinik, Bad Urach

Für eine statistische Post-hoc-Modellrechnung wurden die beiden finnischen Geburtskohortenstudien LUKAS 1 und 2 herangezogen. Sie zeigten, dass sich die Innenraum-Mikrobiota auf Bauernhöfen deutlich von denen anderer Haushalte unterschied [Karvonen AM et al. Allergy. 2014;69:1092—101; Karvonen AM et al. Pediatrics. 2009;124:e329—38].

Die Asthmawahrscheinlichkeit bis zum 6. Lebensjahr war bei Vorliegen „farmähnlicher“ Mikrobiota deutlich niedriger, auch wenn dies nur in wenigen Nicht-Bauernhof-Haushalten der Fall war. Als Grund hierfür konnte die Bakterienlast des Fußbodenstaubs bestimmt werden, wogegen die Pilzlast keinen Einfluss hatte. Die Autoren errechneten einen „Farm home resembling microbiota index“ (FaRMI), mit dem sich Bauernhof-ähnliche Situationen in anderen Haushalten erkennen lassen. Die Bakterien- oder die Endotoxinlast sind demnach nur indirekte Marker füt eine Asthmaprävention. Ein direkter Marker ist z. B. die Muraminsäure, ein Bestandteil der Bakterienwand.

Auch die Übertragung des FaRMI-Index auf die deutsche Asthmakinder-Vergleichsstudie GABRIELA [Leppänen HK et al. J Expo Sci Environ Epidemiol. 2018;28:231—41] zeigte, dass Kinder in Nicht-Bauernhof-Haushalten mit einem hohen FaRMI in gleichem Maße von einer Asthmaentwicklung geschützt waren wie Bauernhofkinder. Der FaRMI war auch mit der Suppression von Typ-1-Immunitätsmarkern wie Interferon-ß, IL-1ß, −6 und −12 assoziiert.

MMW-Kommentar

Die Analyse der Daten von drei großen Studien mit einem Beobachtungszeitraum von sechs Jahren bestätigt frühere, meist epidemiologische Untersuchungen. Offenbar scheint bei Säuglingen und Kleinkindern nicht die Exposition gegenüber Mikroben, sondern deren Zellwandstrukturen vor einer späteren Asthmaentwicklung zu schützen.

Es könnte sogar möglich sein, eine Bauernhof-ähnliche Umgebung in ganz anderen Haushalten künstlich zu schaffen, um kleine Kinder im ersten Lebensjahr mit einem geringeren Asthmarisiko ins Leben starten zu lassen.