figure 1

Prof. Dr. med. M. Kohlhäufel Lungenpraxis, Ärztezentrum, Stuttgart

Ausgewertet wurden die Daten aus 652 Städten in 24 Ländern im Zeitraum von 1986—2015. Dabei wurde der Zwei-Tages-Durchschnitt der Feinstaubbelastung mit der Sterblichkeit verglichen. Analysiert wurden die üblichen Partikelgrößen: < 10 μm (PM10) und < 2,5 μm (PM2,5). Die meisten Daten wurden in China erhoben, wo die Feinstaubbelastung deutlich höher ist als in westlichen Ländern. Darüber hinaus wurden zahlreiche Daten aus Nordamerika und Europa, nicht aber aus Deutschland verwendet.

Eine Zunahme des Zwei-Tages-Durchschnittswerts der PM10-Konzentration um 10 μg/m3 war mit einem Anstieg der Gesamtsterblichkeit am gleichen Tag um 0,44% verbunden (95%-Konfidenzintervall: 0,39–0,5%). Die kardiovaskuläre Tagesmortalität stieg um 0,36% (0,30–0,43%) und die durch Atemwegserkrankungen bedingte Tagesmortalität um 0,47% (0,35–0,58%).

Die kleineren PM2,5-Partikel hatten einen größeren Einfluss. Ein Ansteig der Konzentration um 10 μg/m3 war mit einer Zunahme der Gesamtmortalität um 0,68% (0,59–0,77%) verbunden. Die kardiovaskuläre Mortalität nahm um 0,55% (0,45–0,66%) und die durch Atemwegserkrankungen bedingte Tagesmortalität um 0,74% (0,53–0,95%) zu.

figure 2

Diesel-Autos — die Geißel des Großstadtbewohners.

© ElcovaLana / Getty Images / iStock (Autos)

Ein unterer Grenzwert für die Schädlichkeit von Feinstaub war nicht erkennbar. Die Dosis-Wirkungs-Kurven waren nicht linear: Der Anstieg des Sterberisikos war unterhalb der gängigen Grenzwerte mit jeder Erhöhung um 10 μg/m3 größer als in Bereichen höherer Exposition.

MMW-Kommentar

Der v. a. bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern entstehende Feinstaub dringt bei einer Größe < 10 μm in die größeren Atemwege und bei einer Größe < 2,5 μm auch in die Alveolen ein. Diese globale Studie bestätigt bekannte Tatsachen: Die Feinstaubexposition erhöht kurzfristig die Sterblichkeit. Interessant ist, dass kein Schwellenwert erkennbar ist, sodass vermutlich auch Feinstaubkonzentrationen unterhalb der geltenden Grenzwerte gesundheitsschädlich sind. Das Risiko steigt hier sogar überproportional stark an.

Dies bedeutet, dass Länder mit vergleichsweise niedrigen Feinstaubwerten wie die USA und Teile Europas bei einer weiteren Senkung mehr für die Gesundheit der Bevölkerung erreichen können als etwa China, wo die höchsten Belastungen gefunden wurden.

Als besonders vulnerable Gruppen sind Kinder, ältere Menschen sowie Patienten mit bereits vorliegender respiratorischer Erkrankung zu betrachten.