_ „Derzeit erreichen wir hierzulande nicht die notwendige jährliche Therapierate von 7% der mit Hepatitis C infizierten Bevölkerung, berichtete PD Dr. Holger Hinrichsen, Kiel. „Wir sollten mehr screenen, testen und behandeln, v. a. in den Hochrisikogruppen wie i.v.-Drogen- Konsumenten, Suchtpatienten unter Substitution und Gefängnisinsassen“, konstatierte Hinrichsen.

Drogenabhängige galten lange Zeit als schwierig zu behandeln. Doch das hat sich geändert. Sowohl Daten aus dem deutschen Hepatitis-C-Register als auch Ergebnisse prospektiver Phase-IV-Studien zeigen, dass Suchtpatienten mit chronischer Hepatitis-C-Infektion hohe Heilungsraten erreichen können, erläuterte Dr. Stefan Christensen, Münster.

In der SIMPLIFY-Studie [Gebely J et al. Lancet Gastroenterol Hepatol. 2018; 3: 153—61] waren 103 HCV-Infizierte mit i.v.-Drogenkonsum 12 Wochen lang mit Sofosbuvir/Velpatasvir (SOF/VEL, Epclusa®) behandelt worden. 97% der Patienten zogen die Therapie durch, 94% wurden geheilt, so Christensen. Auch die Lebensqualität und die Sozialprognose besserten sich unter der Therapie.

Es gibt heute mehrere gute, pangenotypische HCV-Therapien für alle HCV-Patienten inklusive Patienten mit Zirrhose sowie Therapieversager unter Erstlinientherapie, erläuterte Hinrichsen. Eine dieser Optionen ist Sofosbuvir/Velpatasvir, das bei allen Genotypen unabhängig vom Vorliegen einer Leberzirrhose über 12 Wochen verabreicht wird. Bei dekompensierter Zirrhose wird zusätzlich Ribavirin eingesetzt. Die Heilungsraten liegen stets weit über 90%.

Für die wenigen Therapieversager gibt es mit Sofosbuvir/Velpatasvir/Voxilaprevir (Vosevi®) eine Reservetherapie, die wiederum mit über 95% Erfolgsrate anschlägt.