_ Das neue GLP-1-Analogon Semaglutid wurde im Februar 2018 in der EU zugelassen und wird im Februar 2020 in Deutschland unter dem Handelsnamen Ozempic® eingeführt. Das retardierte Antidiabetikum restauriert wichtige pathophysiologische Veränderungen wie die Störungen der Insulinsekretion und des Ansprechens der Betazellen auf erhöhte Blutzuckerwerte, berichtete Prof. Stephan Jacob, niedergelassener Diabetologe in Villingen-Schwenningen.

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Bei der Diabetestherapie gilt es, auch das Körpergewicht im Auge zu behalten.

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Verzögerte Magenentleerung — länger anhaltendes Sättigungsgefühl

Zudem wird die Magenentleerung verzögert, das Sättigungsgefühl steigt an, die Energieaufnahme reduziert sich. Daraus resultiert eine deutliche Senkung der Fettmasse und des Körpergewichts, erläuterte Jacob.

Klinisch wurde die Substanz im Studienprogramm SUSTAIN mit Placebo und anderen Antidiabetika wie Sitagliptin, retardiertem Exenatid, Dulaglutid und Insulin Glargin verglichen, fast immer bei langjährigen Diabetikern mit deutlich erhöhtem HbA1c-Wert und Übergewicht.

Drastische Senkung des HbA1c-Werts

Semaglutid führte zu einer „drastischen Senkung“ des HbA1c-Werts von 1,2—1,5 (Dosis: 0,5 mg) bzw. 1,5—1,8 (Dosis: 1 mg) Prozentpunkten und war stärker wirksam als die Vergleichssubstanzen, so Jacob. 70–80% der Patienten erreichten mit der höheren Dosis den HbA1c-Zielkorridor unter 7,0%.

Die Gewichtsreduktion war ebenfalls ausgeprägter als bei anderen Antidiabetika und lag bei 3,7—4,6 (Dosis: 0,5 mg) bzw. 4,5—6,5 kg (Dosis: 1,0 mg). Bei mehr als der Hälfte der Patienten, so Jacob, wurde das Körpergewicht um mehr als 5% gesenkt.

Reduktion von kardiovaskulären und renalen Risiken

Wie Jacob berichtete, reduzierte Semaglutid in der kardiovaskulären Endpunktstudie SUSTAIN-6 im Verlauf von zwei Jahren im Vergleich zu Placebo die relativen Risiken für schwere kardiovaskuläre Komplikationen bzw. für ein fortschreitendes Nierenleiden (Abnahme um 26% bzw. 36%) signifikant.

Unter der Behandlung mit Semaglutid kann es initial zu Übelkeit kommen, die in seltenen Fällen zu einem Therapieabbruch führt. Hypoglykämien treten v. a. bei Komedikation mit Insulin oder Sulfonylharnstoffen auf. Das Pankreatitis-Risiko ist nicht erhöht. Eine vorbestehende Retinopathie kann sich aufgrund der starken Blutzuckersenkung aber verschlechtern.