In einer Beobachtungsstudie wurde geprüft, ob Ärzte heftiger rasen als die Normalbevölkerung. Dabei ergaben sich auch interessante Korrelationen im Hinblick auf das Fachgebiet und den Autotyp.
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_ Ausgewertet wurden 14.560 Bußgeldbescheide wegen Nicht-Einhaltens einer vorgeschriebenen Höchstgeschwindigkeit. Das Ganze fand in Florida statt, wo die Staatsmacht traditionell ein entspanntes Verhältnis zum Datenschutz pflegt und deshalb viele Details zu den Verkehrssündern öffentlich sind. 5.372 der selektierten Personen waren Ärzte, der Rest Normalbürger zum Vergleich. Als Raser wurde definiert, wer mehr als 20 mph (ca. 32 km/h) schneller als erlaubt unterwegs war.
Es ergab sich in beiden Populationen die gleiche Raser-Quote: 26,4% bei den Ärzten, 26,8% bei den Normalbürgern. Innerhalb der Ärztegruppe gab es aber interessante Differenzen. Die schlimmsten ärztlichen Raser waren die Psychiater: Sie waren anderthalb mal so oft auffällig wie die Anästhesisten und die Radiologen, die am wenigsten Bußgeldbescheide erhielten. Auch Chirurgen und Internisten fuhren gern Bleifuß.
In der Gruppe der Kardiologen war der wichtigste prädiktive Risikofaktor für eine Überschreitung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit die Nutzung einer teuren Luxuskarosse. Fast jeder zweite erwischte Herzspezialist (40,9%) fuhr eine solche. Beim Rest der Ärzte lag der Anteil dagegen nur bei 20,6%.
Untersucht wurde auch, ob die Polizei bei Ärzten häufiger Nachsicht walten ließ. Doch dieser Bonus existierte nicht: Die Beamten der Highway Patrol waren bei ihnen nicht häufiger milde gestimmt als bei „Normalsterblichen“.
KOMMENTAR
Ärzte sind also keineswegs die besseren Autofahrer! Zumindest im Hinblick auf Geschwindigkeitsüberschreitungen steckt unter einem weißen Kittel nicht immer eine weiße Weste. Psychiater haben es offenbar am eiligsten, und man kann nur spekulieren, ob das eventuell berufsbedingt ist.
Dank der hohen öffentlich verfügbaren Datendichte im Staate Florida wissen wir nun auch, dass Kardiologen die dicksten Autos fahren; dies lässt wohl Rückschlüsse auf ihr Einkommen zu. Immerhin: Vor der Polizei sind alle gleich — d. h. ein weißer Kittel schützt vor Strafe nicht.
Literatur
Zimerman A et al. The need for speed: observational study of physician driving behaviors. BMJ. 2019;367:l6354
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Stiefelhagen, P. Ärzte sind keine besseren Autofahrer. MMW - Fortschritte der Medizin 162, 30 (2020). https://doi.org/10.1007/s15006-020-0149-9
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