_ „Tapentadol hat Vorteile gegenüber klassischen Opioiden“, so Prof. Ralf Baron, Kiel. Ursache dafür sei sein Wirkmechanismus. Der Experte wies auf offene Studien hin, die zu bestätigen scheinen, dass Tapentadol retard (Palexia retard®) nicht nur die Schmerzintensität reduziert. Es lindert auch Symptome wie Brennen oder „Elektrisieren“, die auf eine neuropathische Komponente hindeuten können.

Niedrigere „μ-Last“ — weniger Nebenwirkungen?

Eine Abschwächung noradrenerger Efferenzen und somit der deszendierenden Inhibition nozizeptiver Fasern im spinalen Hinterhorn scheint eine wichtige Rolle bei der Schmerzchronifizierung zu spielen. Baron vermutet daher, dass Tapentadol das Chronifizierungsrisiko senkt. Die niedrigere „μ-Last“ pro äquianalgetischer Dosis zeige sich auch in einem günstigeren Nebenwirkungsprofil. So seien Obstipation und Übelkeit unter Tapentadol deutlich seltener als unter äquianalgetischen Dosen von Oxycodon.

Einsatz bei neuropathischen Schmerzen

Zwar gibt es Studien, die bei gleicher analgetischer Wirkung eine geringere Nebenwirkungsrate von Tapentadol gegenüber Oxycodon bzw. eine Überlegebenheit gegenüber Placebo belegen. Laut aktueller Neufassung der S2k-Leitlinien „Diagnose und nicht interventionelle Therapie neuropathischer Schmerzen“ wären aber weitere Studien hoher Qualität wünschenswert, um eine Überlegenheit von Tapentadol gegenüber klassischen Opioiden in der Behandlung neuropathischer Schmerzen zweifelsfrei zu belegen.