_ Die kleine Patientin war acht Monate alt und für ihr Alter ungewöhnlich zutraulich. Mit weit ausgebreiteten Ärmchen empfing sie den Doktor im Sprechzimmer und bestand darauf, von ihm getragen zu werden, während er mit der Mutter sprach. Normalerweise fremdeln Kinder in diesem Alter und lassen nicht gerne jemanden an sich heran, den sie nicht so gut kennen — schon gar nicht den Kinderarzt.

Nach einigem Herumschäkern und entsprechenden Kommentaren der Mutter — ich glaube, dass sie auch schon etwas eifersüchtig wurde —, setzte ich eine ernste Miene auf und eröffnete meiner kleinen Verehrerin, dass ich leider schon vergeben sei. Augenblicklich verfinsterte sich ihr eben noch strahlendes Gesichtchen und die Kleine fing an, herzzerreißend zu brüllen. Bis zum Verlassen der Praxis war sie auch von ihrer Mama nicht mehr zu beruhigen.

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© romrodinka / Getty Images / iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Ob sie sich ernsthaft Hoffnungen gemacht hatte?