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Typisches Bild einer oberflächlichen Beinvenenthrombose.

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_ Einer oberflächlichen Venenthrombose (OVT) liegen entzündliche Veränderungen im oberflächlichen Venensystem mit Thrombusbildung zugrunde. Typische Symptome sind Erwärmung, Rötung, Schwellung und Schmerz.

„In dieser Situation werden häufig Antibiotika verordnet“, bemängelte Prof. Rupert Bauersachs, Direktor der Klinik für Angiologie am Klinikum Darmstadt. Im Unterschied zur tiefen Beinvenenthrombose sind Frauen etwa doppelt so häufig wie Männer von einer OVT betroffen. Die Inzidenz nimmt mit dem Alter steil zu [Frappé P et al. J Thromb Haemost. 2014;12:831–8].

Die Leitlinien empfehlen, jeden Verdacht auf eine OVT sonografisch abzuklären, weil die tatsächliche Ausdehnung der Thrombose in der Regel größer ist, als es der klinische Befund annehmen lässt. Evidenzbasierter und leitliniengemäßer Therapiestandard ist der selektive Faktor-Xa-Hemmer Fondaparinux (Arixtra®) in einer Dosis von 2,5 mg/d s.c. über 45 Tage.

Real-World-Daten zum OVT-Management

Wie es um die Versorgung von Patienten mit OVT in Deutschland bestellt ist, ist Gegenstand der INSIGHTS-SVT-Studie, der mit 1.184 Patienten weltweit größten prospektiven, nicht interventionellen Registerstudie zum OVT-Management. Die aktuellen Daten zeigen, dass frühere venöse Thromboembolien (39%), frühere OVT (30%), Varikose (75%), Hormonersatz/Kontrazeption (10%) und Tumorerkrankungen (7%) die häufigsten dispositionellen Risikofaktoren für eine OVT sind. Bei 63% der Patienten lagen zwei oder mehr Risikofaktoren vor. Wichtigste expositionelle Risikofaktoren waren Reisen (8%) und Trauma/chirurgische Eingriffe (8%).

Die Diagnose erfolgte mittels Duplex- oder Kompressionssonografie (87% bzw. 68%). Bei 31% der Patienten wurden D-Dimere gemessen, obschon es dafür keine Evidenz gebe, so Bauersachs. Rund 95% der Patienten erhielten eine medikamentöse Therapie, wobei 60% der Patienten Fondaparinux, 30% Heparine und < 5% NOAK erhielten. Nach 7–14 Tagen wurden jedoch nur noch 85% und nach 45 Tagen 40% medikamentös behandelt.

Zwei Drittel der Patienten (62%) wurden von ihrem behandelnden Arzt als geheilt, 30% als gebessert und 8% als unverändert oder verschlechtert eingestuft; 6,9% entwickelten eine symptomatische VTE.

„Auch wenn sich das Befinden der Mehrzahl der Patienten mit OVT unter den gängigen Therapiestrategien verbessert, gibt es einen relevanten Anteil von Patienten, deren Beschwerden nach drei Monaten entweder nicht gelindert sind oder sich sogar weiter verschlechtern“, resümierte Bauersachs. Wichtigste Risikofaktoren für thromboembolische Komplikationen waren eine Ausdehnung der OVT ≥ 20 cm und frühere Thromboembolien.