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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

_ Zwei Studien widmeten sich der Diagnose von Herzrhythmusstörungen mit Krankheitswert mithilfe des eigenen Elektronikgeräts der Patienten. Zum Einsatz kamen Handys und Smartwatches von Apple bzw. von Huawei. Personen ohne VHF und Antikoagulation konnten eine App zur Erkennung eines unregelmäßigen Pulses herunterladen. An der Apple-Studie nahmen 419.297 US-Amerikaner ab dem 22. Lebensjahr im Mittel über 117 Tage teil. An der Huawei-Studie beteiligten sich 187.912 Chinesen ab dem 18. Lebensjahr über durchschnittlich 14 Tage. Probanden mit irregulärem Puls zeichneten zur Verifizierung für sieben Tage mit einem tragbaren Monitor das EKG auf. Bei Beschwerden oder ernsthaften Rhythmusstörungen wurden sie an eine Notfallambulanz verwiesen.

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Es nützt wenig, wenn nur junge Leute die Apps nutzen.

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Von den Apple-Nutzern hatten 2.161 (0,52%) einen irregulären Puls, bei den Huawei-Nutzern waren es 424 (0,23%). Enttäuschend war, dass nur 450 bzw. 227 Teilnehmer das EKG zurückschickten und dass nur bei jedem Dritten von ihnen ein VHF bestätigt wurde. Unterm Strich hieß das: 607.209 Personen wurden untersucht, bei 369 wurde ein VHF gesichert.

KOMMENTAR

Solche vorhersehbar unergiebigen Projekte werden in der Regel weder genehmigt noch gefördert. Nun gibt es zwei Megastudien, die zeigen, dass die Smartwatch VHF erkennen kann. Die Hersteller werden dies im Verein mit den Medien verbreiten und Gewinne einfahren.

Mehr als eine halbe Million Menschen war bereit, solche Geräte zur Überwachung des Herzrhythmus einzusetzen. Doch wie die spektakulär hohe Abbruchrate auch bei pathologischem Befund zeigt, geht es in erster Linie nicht um die Entdeckung von Krankheiten, sondern um die Bestätigung von Gesundheit und Leistungsfähigkeit. Dazu passt der Werbetext der Apple Watch „Sie hat deine Gesundheit im Blick und hilft dir, fit und verbunden zu bleiben.“

Um die Entdeckung von unbekanntem VHF zu erforschen, war die Zielgruppe total verfehlt. Über die Hälfte der Probanden waren jünger als 40 Jahre, nur 6% waren über 65. Bisher gilt offenbar: VHF haben die Alten, Handys und Smartwatches lieben die Jungen.