figure 1

Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Ein 85-jähriger Ruheständler klagte seit zwei Wochen über einen belästigenden trockenen Husten und Schmerzen beim Schlucken. Durch Anamnese und körperliche Untersuchung konnten keine Auffälligkeiten entdeckt werden. Der Nichtraucher war gut belastbar und nahm keine Medikamente. Auch seine Eltern und ein Bruder hatten die späten Achtziger und Neunziger erreicht.

Bei der Gastroskopie wurden im Ösophagus weiße Ablagerungen entdeckt, die zunächst den Verdacht auf eine Candidiasis weckten. Der Pathologe beschrieb in der Biopsie Ulzera mit bakterieller Besiedlung und pflanzlichen Bestandteilen. Pilze oder Hinweise auf Malignität wurden nicht gefunden.

Bei erneuter Befragung gab der Patient widerwillig zu, dass er seit Kurzem regelmäßig ein selbst zubereitetes Gemisch aus zerriebener Aloe vera, Whisky, Honig, Ingwer und Kurkuma (auch Gelbwurzel genannt) einnahm. Davon erhoffte er sich eine Hautverjüngung, eine Steigerung seiner Potenz und Schutz vor Ermüdung. Nach Absetzen dieses Cocktails verschwanden seine Beschwerden innerhalb von zehn Tagen.

figure 2

Endoskopisches Bild aus dem Ösophagus.

© Age Ageing. 2019;48:309–11

Über Kräuter-induzierte Ösophagusschäden wurde mehrfach berichtet. Doch nützt das gegen Aberglauben? Wer sich im Internet über das umfangreiche vermeintliche Wirkungsspektrum der Inhaltsstoffe informiert, der möchte am liebsten sofort ein Gemisch für den Eigenbedarf zubereiten.