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_ Es ist schon einige Jahre her, da erlebte ich als Notarzt zwei Fälle, die sehr ähnlich mit fleißigen Insekten begannen, aber sehr unterschiedlich endeten.

Beim ersten Fall wurde ich in ein Freibad gerufen. Dort war eine junge Frau, bei der eine Bienengiftallergie bekannt war, von einer Biene gestochen worden. Wir eilten schnell zum Ort des Geschehens auf der Liegewiese, wo wir die Frau sitzend vorfanden. Sie war bei klarem Bewusstsein und berichtete sachlich, wie sie auf eine Biene getreten und von dieser gestochen worden sei. Auch ihre Allergie erwähnte sie. Es sei ihr kurz etwas schwindlig geworden, nun gehe es aber wieder gut.

Der Puls der Frau lag bei ca. 90 Schlägen pro Minute und der Blutdruck bei 115/70 mmHg. Die kardiopulmonale Untersuchung war unauffällig. Wir legten einen intravenösen Zugang, und ich spritze ein Antihistaminikum sowie Kortison. Sicherheitshalber nahmen wir die Dame mit in die Klinik.

Am Nachmittag dann ein zweiter Notarzteinsatz im Freibad — mit fast identischer Ausgangslage. Wieder war ein weiblicher Badegast von einer Biene gestochen worden. Diesmal allerdings ging es dem Opfer gar nicht gut. Wir trafen die knapp 50-jährige Patientin schräg auf einer Bank sitzend an. Sie war noch ansprechbar, aber präkomatös, konnte sich nicht gerade halten, hatte einen Puls von 120 und einen Blutdruck von 95/60 mmHg. Die Auskultation der Lungen war unauffällig.

Wir führten eine Schocklagerung durch und legten einen intravenösen Zugang, über den sie 1 Liter intravenöse Flüssigkeit sowie hochdosiertes Kortison und Antihistaminika erhielt. Dann verfrachteten wir sie schnellstmöglich in den RTW und fuhren mit Notsignal die nächste Klinik an.

Das Liegen und die intravenöse Flüssigkeitsgabe taten der Patientin sichtlich gut, und sie erreichte die Klinik in leicht verbessertem Zustand.