Eine 64-jährige Patientin kommt schmerzgeplagt in das Untersuchungszimmer. Den angebotenen Sitzplatz lehnt sie ab. Nachdem sie dann doch auf der Untersuchungsliege Platz genommen hat, berichtet sie von starken peranalen Schmerzen seit dem Vorabend.
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_ Bei Neigung zur Obstipation hatte die Patientin drei Tage lang nicht abgeführt. Nach Einnahme von Laxanzien konnte sie unter starkem Pressen nur wenig Stuhlgang herausbringen. Es stellten sich starke Schmerzen ein. Sie spürte, dass etwas aus dem Anus heraustrat. Hinzu kam ein stetiger Defäkationsreiz und Blut in der Unterwäsche.
Inspektorisch zeigt sich anal eine schmerzhafte Schwellung mit dunkelroter Schleimhaut, ödematös gestaut und leicht blutend.
Notfallmaßnahmen
Die Befürchtung, der Darm könne Schaden nehmen oder absterben, ist unbegründet. Die Schleimhaut kann aber, gerade bei rezidivierenden Invaginationen, durchaus Läsionen bis hin zu tiefen Ulzera aufweisen. Somit ist der Impuls, den Rektumprolaps rasch zu reponieren, richtig. Dazu ist eine ausreichende Analgesie nötig. Lidocainhaltige Salbe allein reicht meist nicht aus. Wichtig ist eine entspannte liegende Haltung (Seitenlage mit beidseits angezogenen Knien). Das durch den venösen Rückstau entstandene Ödem muss durch anhaltenden Druck gleichmäßig mit allen Fingern ausgepresst werden, bis der prolabierte Darmabschnitt wieder zurückgleitet. Unterstützend kann die Schleimhaut mit Zucker bestreut werden, um Flüssigkeit aus dem Gewebe zu ziehen.
Symptomatik
Ein geringgradiger Prolaps wird mitunter gar nicht als Heraustreten von Gewebe aus dem Analkanal wahrgenommen. Es stehen häufiger Defäkationsreiz und Blutabgänge im Vordergrund. Mit zunehmender Ausprägung wird der Vorfall dann palpabel und ist meist mit Schmerzen verbunden. In allen Stadien wird durch die Verlegung des Analkanals die Defäkation erschwert und die bestehende Obstipation noch verstärkt.
Diagnostik
Die Diagnose erfolgt per Blickdiagnose. Differenzialdiagnose ist der Analprolaps (Hervortreten von Schleimhaut und Hämorrhoidalplexus ohne Invagination der kompletten Darmwand) mit eher radiären Einziehungen statt der typischen zirkulären Schleimhautfältelung. Vor einer möglichen chirurgischen Therapie sind eine Koloskopie und bildgebende Diagnostik (CT, MRT, Defäkografie) indiziert. Eine Fotodokumentation des Lokalbefunds ist sinnvoll.
Therapie
Zur konservativen Therapie und Prophylaxe eines erneuten Prolapses muss starkes Pressen bei der Defäkation durch Stuhlregulation (ballaststoffreiche Kost, Flohsamenschalen, ausreichende Trinkmenge, Bewegung) vermieden werden.
Bei irreponiblem oder rezidivierendem Prolaps hilft die Operation. Transabdominelle Verfahren wie die (Resektions-) Rektopexie sind invasiver, aber auch effektiver bei guten Ergebnissen bezüglich der Kontinenz. Der Darm wird im Becken fixiert, meist auch gekürzt. Die klassischen Resektionen von peranal oder modernere Methoden mit Klammernahtgeräten sind eher bei kleineren Befunden oder bei multimorbiden Patienten indiziert.
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Geßmann, T., Tonus, C. Rektumprolaps. MMW - Fortschritte der Medizin 161, 47 (2019). https://doi.org/10.1007/s15006-019-1061-z
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