_ Bisher galt das Dogma: Bei jedem Typ-2-Diabetiker sollte die antidiabetische Medikation mit Metformin beginnen, soweit diese Substanz toleriert wird. Nach der neuen Leitlinie kann jetzt bei Patienten mit einer atherosklerotischen Erkrankung auch sofort mit einer kardioprotektiven Substanz wie Liraglutid begonnen werden.

Die KHK ist die häufigste Todesursache bei Typ-2-Diabetikern. „Daher sollte jeder Patient mit Typ-2-Diabetes auch kardiologisch betreut werden“, so Prof. Anselm Gitt von der kardiologischen Klinik in Ludwigshafen. Zwischen Herz und Diabetes bestehe, so Gitt, eine enge Beziehung. Zum einen sei der Diabetes einer der entscheidenden Risikofaktoren für eine KHK, andererseits sei der Verlauf der KHK bei Diabetikern deutlich schlechter.

Die Einführung neuer Antidiabetika, die neben der Blutzucker-senkenden auch eine kardioprotektive Wirkung entfalten, habe die Kardiologen und Diabetologen enger zusammenrücken lassen. Zu den neuen Substanzen gehört der GLP-1-Rezeptoragonist Liraglutid (Victoza®), der in einer kardiovaskulären Endpunktstudie (LEADER-Studie) seine günstige Wirkung am Herzen und an der Niere unter Beweis stellen konnte.

Jetzt wurde im Rahmen des europäischen Kardiologenkongresses von der ESC und der EASD eine Aktualisierung der Leitlinie vorgestellt. Danach kann bei Vorliegen einer atherosklerotischen Erkrankung die Therapie auch sofort mit einem GLP-1-Rezeptoragonisten oder einem SGLT-2-Inhibitor begonnen werden — also auch ohne vorangegangene Metformin-Therapie.

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Bei der Blutzuckerkontrolle darf die Kardioprotektion nicht zu kurz kommen.

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