Antibiotika können das intestinale Mikrobiom gravierend und lang anhaltend verändern. Eine Registerstudie legt nahe, dass ihr Einsatz im Säuglingsalter das Risiko erhöht, eine Zöliakie zu entwickeln.
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_ Analysiert wurden medizinische Registerdaten von 1,7 Millionen Kindern, die zwischen 1995 und 2012 in Dänemark oder zwischen 2004 und 2012 in Norwegen geboren wurden. Bis Mai 2015 (Dänemark) bzw. Dezember 2013 (Norwegen) wurde bei 3.346 Kindern die bioptisch und serologisch gesicherte Diagnose Zöliakie gestellt. Den Verordnungsregistern wurden alle Verordnungen systemisch wirksamer Antibiotika in den ersten beiden Lebensjahren entnommen.
In Dänemark hatten 38,7% der Kinder ohne Zöliakie im ersten Lebensjahr mindestens eine Antibiotika-Verordnung erhalten. Bei den Zöliakie-Patienten waren es 43,6%. In Norwegen waren es 18,4% der Kinder ohne Zöliakie und 20,3% der Kinder mit Zöliakie. In beiden Kohorten ergab sich daraus eine positive Assoziation. Die gepoolte Odds Ratio betrug 1,26 (95%-Konfidenzintervall: 1,16–1,36). Außerdem ergab sich eine dosisabhängige Beziehung zwischen der Zahl verordneter Antibiotika und dem Risiko für eine Zöliakie.
Die Berücksichtigung von Krankenhausaufenthalten wegen infektiöser Erkrankungen im ersten Lebensjahr beeinflusste die Korrelation nicht wesentlich. Das eingesetzte Antibiotikum hatte ebenso wenig einen Einfluss wie die Ernährung, insbesondere das Stillen.
KOMMENTAR
Die Studie beeindruckt vor allem methodisch durch eine große Probandenzahl, solide Datenquellen, lange Beobachtungsdauer und hohe Anforderungen an die diagnostische Sicherheit bei der Feststellung einer Zöliakie. Konsistente Ergebnisse aus verschiedenen Ländern und eine Dosis-Wirkungs-Beziehung lassen an einen ursächlichen Zusammenhang zwischen der Veränderung des Mikrobioms und der Entwicklung dieser Erkrankung denken.
Dieses Ergebnis sollte Anlass sein, die Indikation für antibiotische Behandlungen v. a. im frühen Kindesalter noch sorgfältiger abzuwägen.
Allerdings sollte man nicht vergessen, dass Beobachtungsstudien grundsätzlich nicht geeignet sind, um kausale Beziehungen zu belegen. Es könnte z. B. sein, dass die Symptomatik der Zöliakie an Infektionen denken lässt, die Symptome von Infektionen durch eine Zöliakie verstärkt werden oder das Risiko für Infektionen durch die Zöliakie erhöht wird. Dies könnte zu einer erhöhten Verordnungsrate von Antibiotika beitragen. Antibiotika wären dann nicht der Auslöser für die Zöliakie. Allerdings spricht die gleichmäßige Verteilung der Assoziation über alle Altersstraten hinweg gegen diese Hypothese.
Literatur
Dydensborg Sander S, Nybo Andersen AM, Murray J et al. Association between antibiotics in the first year of life and celiac disease. Gastroenterology. 2019;156:2217–29
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Füeßl, H.S. Antibiotika im Baby-Alter begünstigen wohl Zöliakie. MMW - Fortschritte der Medizin 161, 39 (2019). https://doi.org/10.1007/s15006-019-0958-x
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