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Prof. Dr. med. H. S. Füeßl Internist, München

_ Für eine Metaanalyse wurden 27 randomisierte, placebokontrollierte Studien zur pharmakologischen Therapie von erwachsenen Patienten mit Opioid-induzierter Obstipation identifiziert. Die Teilnehmerzahl lag insgesamt bei 9.149.Die Therapiedauer lag in allen Studien bei mindestens zwei Wochen, eine vorbestehende chronische Obstipation war ausgeschlossen. Auch der Gebrauch von Laxanzien wurde erfasst.

22 Arbeiten untersuchten den Effekt von Rezeptorantagonisten (Naloxon, Methylnaltrexon, Naldemedin, Alvimopan, Naloxegol oder Bevanopran), drei untersuchten Lubiproston und zwei Prucaloprid. Als positive Therapieantwort wurde eine Stuhlgangfrequenz von ≥ 3/Woche mit einem Anstieg von ≥ 1/Woche im Vergleich zum Ausgangswert definiert. Kombiniert mit den Nebenwirkungen wurde ein P-Score zwischen 0 und 1 errechnet

Alle μ-Rezeptorantagonisten erwiesen sich als besser wirksam als Placebo. Mit einem hohen P-Score von 0,84 belegte Naloxon hinsichtlich Wirksamkeit und Nebenwirkungsprofil den Spitzenplatz im indirekten Vergleich mit den anderen Substanzen. Naldemedin war beim Erreichens des Therapieziels noch etwas effektiver, jedoch mit mehr Nebenwirkungen belastet. Weniger gut schnitten Bevenopran, Naloxegol, Methylnaltrexon und Lubiproston ab

KOMMENTAR

Die Studie nimmt sich eines wichtigen Problems an, das bislang in den Leitlinien vernachlässigt wird. Das liegt wahrscheinlich an fehlenden soliden Daten: Angaben zu Stuhlfrequenz, Befinden und Nebenwirkungen sind bei älteren Schmerzpatienten kaum exakt und reproduzierbar zu erheben.

Die Metaanalyse zeigt, dass Naloxon oder Naldemedin gut gegen die Obstipation unter Opioidtherapie wirken. Sie sollten bei Patienten, die mit gängigen Laxanzien keinen Erfolg erzielen, als Mittel der Wahl frühzeitig eingesetzt werden. Es bleibt zu hoffen, dass die Ergebnisse — so imperfekt sie auch sein mögen — bald in den Leitlinien der Fachgesellschaften ihren Niederschlag finden.

Ärzte sollten Patienten unter Opioiden gezielt auf Obstipation ansprechen. Die Gabe von μ-Rezeptorantagonisten kann Erleichterung schaffen.