Der frisch gewählte DEGAM-Präsident Martin Scherer will keine Zeit verlieren. Die Allgemeinmedizin sieht er in einer Phase des Umbruchs: Mit Digitalisierung und Klimawandel müssen Hausärzte gleich zwei Zeitenbrüche bewältigen — oder besser noch: aktiv gestalten.
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_ Die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) blickt auf ereignis- wie erfolgreiche Jahre zurück. Unter meinen Vorgängern wurden zentrale Weichen gestellt, um die Allgemeinmedizin aufzuwerten — das betrifft sowohl ihr Image unter Studierenden als auch ihre Stellung im wissenschaftspolitischen Betrieb. Das ist aber kein Grund, sich entspannt zurückzulehnen, sondern ein Ansporn, dass die DEGAM mit guter Arbeit und evidenzbasierten Positionen Ziele definieren und erreichen kann.
Es ist uns gelungen, die Allgemeinmedizin im Studium zu stärken. Der Masterplan Medizinstudium 2020, der im Praktischen Jahr ein verpflichtendes Quartal in der ambulanten Versorgung vorsieht, steht in den Startlöchern. In der Weiterbildung Allgemeinmedizin ermöglichen Kompetenzzentren unserem Nachwuchs einen strukturierten Ablauf ihrer Weiterbildungszeit.
Stimme in der Gesellschaft sein
Das sind wichtige Meilensteine, doch wir müssen größer denken und den nächsten Schritt gehen: Wir werden der DEGAM eine Stimme in der Gesellschaft geben und — in enger Zusammenarbeit mit dem Deutschen Hausärzteverband — wesentliche hausärztlich relevante Themen mit evidenzbasierten Argumenten bestimmen.
Was sind die Themen der Zukunft? Als Präsident der DEGAM werde ich mich insbesondere den hochaktuellen Themen Digitalisierung und Klimawandel widmen. Die Digitalisierung ist fest in unser aller Leben implementiert, und die Auswirkungen des Klimawandels — auch auf gesundheitliche Belange — sehen wir jeden Tag. Es ist folgerichtig, dass wir uns als moderne Fachgesellschaft mit den drängendsten Fragen dazu auseinandersetzen. Wir haben innerhalb der DEGAM Arbeitsgruppen eingerichtet, die Handlungsempfehlungen für Hausärzte zu diesen Fragestellungen erarbeiten.
Die Digitalisierung bietet Chancen und Risiken zugleich. Hier bedarf es einer ausgewogenen und fundierten Position, um einerseits Sorgen zu nehmen und andererseits für die Bedürfnisse der Hausärzte sowie ihrer Patienten zu sensibilisieren. Dieser Schritt gelingt nur dann, wenn die DEGAM ihren vor zehn Jahren eingeschlagenen Kurs der Professionalisierung konsequent weitergeht — mit pointierten, also gut begründeten und ausgewogenen Positionen.
Primärarztsystem bleibt notwendig
Die Allgemeinmedizin ist kein Fach im Aufwind mehr — es hat sich längst auf verschiedenen Ebenen etabliert. Hausärzte leisten in der Fläche großartige Arbeit, und die DEGAM wird in den nächsten Jahren sicherlich nicht müde, die Notwendigkeit eines flächendeckenden Primärarztsystems für die Versorgung in Deutschland zu betonen.
Bisher ist die Versorgungssituation in Deutschland von einer direkten und parallelen Inanspruchnahme von hausärztlichen Praxen und Spezialisten gekennzeichnet. Den Bedürfnissen wird das nicht gerecht: Um nachhaltig unnötige Wartezeiten zu vermeiden und Über- sowie Fehlversorgung einzudämmen, müssen Hausärzte stets erste Ansprechpartner sein.
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Der Autor ist Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM)
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Scherer, M. Wir Allgemeinärzte müssen größer denken. MMW - Fortschritte der Medizin 161, 33 (2019). https://doi.org/10.1007/s15006-019-0951-4
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