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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

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Gerötete, geschwollene Ohrmuschel mit verkrustetem Piercing-Loch in der Scapha.

© Int J Case Rep Images. 2019;10:101023Z01SD

Eine 26-jährige Frau hatte sich an der Scapha piercen lassen, der bogenförmigen Vertiefung am oberen Rand der Ohrmuschel. In der Folge kam es in dem Bereich zu einer Rötung und einer Schwellung. In der gesamten Ohrmuschel empfand die Patientin heftige Schmerzen, sodass sie sich nach zwei Wochen in ärztliche Behandlung begab. Unter der Verdachtsdiagnose einer akuten Otitis externa wurde ihr eine 10-tägigen Amoxicillintherapie verschrieben. Doch nahmen die Symptome in den daurauf folgenden Tagen sogar noch zu, weshalb sie nach einer Woche wieder einen Allgemeinarzt aufsuchte.

Zusammen mit einem HNO-Arzt wurde nun eine bakterielle Perichondritis diagnostiziert, chirurgisch drainiert, Pseudomonas isoliert und für eine Woche Levofloxacin verordnet. Die Entzündung heilte daraufhin komplett ab, ohne weitere Beschwerden und Komplikationen.

Ein Rheumatologe hätte differenzialdiagnostisch eventuell noch eine Polychondritis erwogen, eine systemische Autoimmunkrankheit des Knorpels. Allerdings hätte in dem Fall auch das Levofloxacin im zweiten Versuch nicht geholfen. Wie dem auch sei, die Kasuistik lehrt aus der Sicht der Autoren: Auch Ohrpiercings können fiese Nebenwirkungen haben — v. a. wenn sie nicht ins Ohrläppchen, sondern in den Knorpel gesetzt werden.