figure 1

Prof. em. Dr. med. Dr. h. c. D. Reinhardt Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Haunerschen Kinderspital, München

_ Zwei große, doppelblinde, randomisierte, placebokontrollierte, multizentrische Studien mit nahezu identischem Design sollten klären, ob Probiotika tatsächlich den Verlauf einer Gastroenteritis bei Säuglingen und Kleinkindern im Alter von 3–48 Monaten beeinflussen können. Eingeschlossen wurden 971 Probanden in den USA und 886 in Kanada. Alle waren wegen einer akuten Gastroenteritis in klinischen Notfallambulanzen vorgestellt worden. In den USA wurde ein Probiotikum mit Lactobacillus (L.) rhamnosus GG getestet, in Kanada ein Kombinationsprodukt mit L. rhamnosus 0011 und L. helveticus R0052.

In beiden Studien konnte in mehr als der Hälfte der Fälle eine Erregerdiagnostik aus dem Stuhl erfolgen. In > 50% der Proben ließen sich Viren nachweisen, in ca. 10% Bakterien, in 1–2% Parasiten. Der Schweregrad der Gastroenteritis wurde nach einer internationalen Skala mit Punkten von 1–20 beurteilt, und zwar in Kanada fünf Tage lang täglich und in den USA auch an den Tagen 14 und 30. Ermittelt wurde der Score durch die Eltern.

Es ergaben sich keine Unterschiede zwischen Verum- und Placebogruppen. Das galt für den Anteil der Kinder, deren Symptome sich im Studienverlauf verschlechterten, für die Dauer der Diarrhö und des Begleiterbrechens sowie für die Ansteckungsrate im familiären Bereich. Auch wenn man die Daten nach den verschiedenen Erregermustern im Stuhl aufschlüsselte, ließen sich keine Unterschiede nachweisen.

KOMMENTAR

Die Autoren der Studie weisen auf einige Kritikpunkte hin. Die Schweregradeinteilung der Gastroenteritis erfolgte zwar anhand eines standardisierten Scoring-Systems, wurde aber von den Eltern vorgenommen. Außerdem war die Studiendauer, zumindest in der kanadischen Studie, relativ kurz. Auch wenn die Ergebnisse eine Wirksamkeit der beiden klinisch häufig verwendeten Probiotika bei einer Gastroenteritis ausschließen, können sie nicht kategorisch auf alle anderen Probiotika übertragen werden.