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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Eine 57-jährige Frau aus Belgien litt seit vier Monaten unter einem leicht schmerzhaften Hautausschlag an beiden Beinen und Füßen. Die Haut war extrem trocken und rau, mit kleinen Rissen und bräunlich gefärbten Schuppen. Die Braunfärbung der Haut machte ein Ekzem unwahrscheinlich, sodass eine Pellagra vermutet wurde. Tatsächlich war die Serum-Konzentration von Niacin (früher Vitamin B3 genannt) mit 11 μmol/l deutlich erniedrigt (normal 20–50 μmol/l).

Dieser Mangel beruhte im vorliegenden Fall auf dem geringen Niacingehalt in der Nahrung: Die Patientin ernährte sich ohne Früchte und Gemüse. Erschwerend hinzu kam ein hoher Alkoholkonsum von umgerechnet 80–100 g reinen Alkohols am Tag. Dieser verhinderte die Niacinmetabolisierung und die Umwandlung von Tryptophan in Niacin.

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Trockene, raue, rissige, schuppige Haut an den unteren Extremitäten.

© BMJ. 2019;365:1892

Die Pellagra (vom italienischen „pelle agra“, „raue Haut“) betrifft vorzugsweise den Nacken und die Handrücken. Sie trat früher v. a. in Südeuropa und Amerika infolge von einseitiger bzw. vorwiegender Ernährung mit Mais auf. Die Kasuistik zeigt, dass man mit dieser seltenen Krankheit unter besonderen Umständen auch heute noch in Mitteleuropa rechnen muss.