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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

Ein 48-jähriger Patient hatte vor einer Woche Gepäck an seinem Motorrad befestigen wollen, als das Gummiband an sein Auge schnellte. Seither litt er unter Schmerzen, unscharfem Sehen am linken Auge und monokularen Doppelbildern. Bei der Untersuchung zeigte sich eine Wunde am linken Augenlid und eine vollkommen veränderte Pupille: die Iris war verformt und hatte sich im oberen Teil — zwischen der 3- und 9-Position einer Uhr — abgelöst. Der korrigierte Visus betrug 20/40 rechts und 20/200 links. Es gab keinerlei Hinweise auf eine Luxation der Linse, eine traumatische Katarakt oder einen Schaden an der Retina.

Es handelte sich um eine traumatische Ablösung bzw. einen Abriss der Iris vom Ziliarkörper. Eine derartige Iridodialyse kann nach einem stumpfen Bulbustrauma auftreten, gelegentlich auch nach einer Kataraktoperation. Im vorliegenden Fall erfolgte eine Iridoplastik. Die Form der Pupille wurde wiederhergestellt und die Sehschärfe verbessert. Ein Jahr nach dem Unfall erreichte der Visus auf dem linken Auge wieder 20/50. Die Iris blieb nur leicht deformiert, und es ergab sich kein Hinweis auf ein Glaukom.

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Der obere Teil der deformierten Iris ist nach unten gesackt.

© N Engl J Med. 2019;380;1463