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Daniel Cardinal

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Rezept-Komfort — ohne Ausdruck, ohne Unterschrift.

© Portra / Getty Images / iStock

_ 450 Millionen Arzneimittelrezepte lösen gesetzlich Krankenversicherte jedes Jahr in Apotheken ein. Das sind 450 Millionen Zettel, die Ärzte, Patienten und Apotheker durch das elektronische Rezept zukünftig sparen. Und noch viel wichtiger ist, dass die Versorgung mit dem E-Rezept schneller, bequemer und sicherer wird.

Die derzeitigen Abläufe und Medienbrüche sind vollkommen antiquiert. Zwar erstellt der Arzt das Rezept digital am Computer, muss es dann aber ausdrucken. Die Apotheke ergänzt ihre ebenfalls digital vorliegenden Informationen per Druck auf das Papier, damit die Informationen am Ende in einem Rechenzentrum gescannt und per Texterkennung mühsam wieder in digitale Datensätze umgewandelt werden. Für das Jahr 2019 ist dieser Prozess wirklich haarsträubend.

Dass es auch anders geht, zeigt das TK-Pilotprojekt zum E-Rezept in Hamburg. Dort haben wir einen vollelektronischen, sicheren Prozess etabliert und sammeln wichtige Praxiserfahrungen. Beim Erstellen eines Rezepts klickt der Arzt in der Praxissoftware statt auf „Drucken“ einfach auf „E-Rezept erzeugen“. Daraufhin wird ein maschinenlesbarer QR-Code an eine App auf dem Smartphone des Patienten übertragen, mit dem der Apotheker das Rezept abrufen kann.

Folgerezepte kann der Arzt dann aus der Ferne direkt auf das Smartphone des Patienten senden. Der Versicherte spart sich so den Weg in die Praxis. Hat z. B. ein Geschäftsreisender sein Insulin zu Hause vergessen, könnte er sich in Zukunft von seinem Arzt einfach ein E-Rezept ausstellen lassen und dieses beispielsweise in der Flughafenapotheke in Frankfurt oder München einlösen.

Sicherer als die Papier-Verordnung

Mit der App können Ärzte auf einen Blick sehen, welche Arzneimittel der Patient bisher erhalten hat. Auch ein Verlieren des Rezepts gehört damit der Vergangenheit an. Bei Bestellungen von Arzneimitteln kann die Apotheke den Versicherten bequem übers Smartphone informieren, wenn die Bestellung eingetroffen ist. Das erspart dem Versicherten unnötige Wege und dem Apotheker unnötige Nachfragen. Die Apotheke kann die Medikamente bei Bedarf auch direkt mit dem Botendienst liefern.

Auch im Kampf gegen Rezeptbetrug ist das E-Rezept ein großer Schritt nach vorn. Durch Datenverschlüsselung und digitale Zertifikate wird das gezielte Fälschen von Rezepten erschwert. Das E-Rezept ist damit sicherer als das herkömmliche Verordnungsblatt.

Gesetz vor der Sommerpause

Wir brauchen das E-Rezept, wenn wir es mit der Digitalisierung des deutschen Gesundheitswesens ernst meinen. Das hat auch das Bundesgesundheitsministerium erkannt: Noch vor der Sommerpause sollen mit dem Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) die Weichen gestellt werden, das E-Rezept einzuführen.

Die notwendige Technik hierfür ist bereits vorhanden. Die größte Herausforderung liegt nun darin, dass sich Ärzte, Apotheken und Krankenkassen auf gemeinsame Schnittstellen einigen, um ein System zu schaffen, das für alle zugänglich ist. Um den Fortschritt in diesem Bereich voranzutreiben, hat die TK das Pilotprojekt gestartet. Es zeigt, dass das elektronische Rezept schon lange keine Zukunftsmusik mehr ist.