_ Menschen neigen dazu, im Laufe eines Arbeitstages müde zu werden — müde auch, Entscheidungen zu treffen. Forscher von der Johns Hopkins University in Baltimore haben untersucht, inwiefern dieses Problem auch auf die Arbeitsleistung von Ärzten zutrifft. Dafür wählten sie den Tagesverlauf der Rate an Überweisungen zum Krebsscreening von Hausarztpatienten. Ausgewertet wurden die Daten von mehr als 19.000 Frauen, denen ein Brustkrebsscreening zustand, sowie von gut 33.000 Berechtigten zum Darmkrebsscreening.

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Schon zu spät für gute Beratung?

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Morgens um 8 Uhr war die Überweisungsrate am höchsten: 63,7% der Frauen bekamen ein Brustkrebsscreening, 36,5% der dafür infrage kommenden Patienten ein Darmkrebsscreening verordnet. Die Raten fielen über den Vormittag hinweg, stiegen zum Mittag hin kurz an und sanken am Nachmittag auf Tiefststände. Zum Brustkrebsscreening wurden um 17 Uhr noch 47,8% der Patientinnen, zum Darmkrebsscreening noch 23,4% der Patientinnen und Patienten geschickt.

Parallel verlief die Tageskurve mit Blick auf Patienten, die ein Jahr später ein Screening abgeschlossen hatten. Am häufigsten war das bei Patienten der Fall, die schon morgens um acht einen Termin beim Arzt gehabt hatten. Für das Brustkrebsscreening betrug ihre Befundrate nach einem Jahr 33,2%, für das Screening auf Darmkrebs 28,0%. Bei den 17-Uhr-Patienten waren die Raten mit jeweils 17,8% am niedrigsten.