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Prof. Dr. med. G. Klose Facharztpraxis für Innere Medizin, Gastroenterologie, Kardiologie, Bremen

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_ Für eine retrospektive Studie wurden 53 Patienten eines Zentrums identifiziert, die wegen einer chronischen Pankreatitis schmerztherapeutisch mit Opioiden versorgt wurden. 34 von ihnen waren in einem offiziellen Cannabis-Therapieprogramm registriert. Konsum außerhalb des Programms war ein Ausschlusskriterium. Als Outcome-Parameter wurden Krankenhauseinweisungen, Notaufnahmevorstellungen und Opioid-Verschreibungen gewählt.

Die 34 Patienten nahmen durchschnittlich 101,4 ± 53 Wochen an dem Cannabis-Programm teil. Es zeigte sich eine Abnahme der mittleren täglichen Opioid-Dosis von initial 190,34 auf 126,6 Morphin-Äquivalent-Dosen zum Zeitpunkt der Datenanalyse, die allerdings keine statistische Signifikanz erreichte (p = 0,13). Auch waren Klinikeinweisungen und Notaufnahmebesuche seltener, aber ebenfalls nicht signifikant. Für die Autoren ergibt sich daraus trotz der kleinen Patientenzahl und der unbekannten Cannabis-Dosierung die Möglichkeit, Cannabis für diese Patientengruppe einzusetzen.

KOMMENTAR

Ist medizinisches Cannabis eine Option bei den oft schwer schmerztherapeutisch einstellbaren Patienten mit chronischer Pankreatitis? Was kann uns diese sehr kleine, retrospektive Studie sagen?

Für eine wirksame und dabei ausreichend sichere Therapie von Schmerzen bei chronischen Erkrankungen in der Gastroenterologie besteht durchaus Bedarf. Nach der Liberalisierung von medizinischem Cannabis in Deutschland nehmen die Fragen zu.

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerztherapie hat 2018 die Praxisleitlinie Cannabis in der Schmerztherapie veröffentlicht. Morbus Crohn und chronische Pankreatitis gehören zu den aufgeführten gastroenterologischen Indikationen. Gute Evidenz liegt allerdings den Empfehlungen oft nicht zugrunde.

Die Autoren der referierten Studie verkennen deren Limitationen zwar nicht, schlussfolgern dann aber doch zu wenig begründet, denn die Studie zeigt allenfalls einen Trend, keinen Beleg. Das International Narcotics Control Board warnte im März 2019 deutlich vor den Risiken, die auch mit medizinischem Cannabis verbunden sein können.