_ Trifft ein Darmstädter im Urlaub am Taj Mahal einen Darmstädter, so begrüßt er ihn mit „Ei Heiner ... aaach hier?“ (Als Heiner werden echte Darmstädter bezeichnet, die noch den unverfälschten Dialekt sprechen.) Da fragt man sich dann, woran die sich erkennen. Die Antwort ist: Sie erkennen sich gar nicht, sie kennen sich persönlich. Alle! Also zumindest diejenigen, die ein Weltkulturerbe besuchen.

Ganz ähnlich spielt es sich ab, wenn sich zwei Inder in Darmstadt plötzlich unerwartet gegenüberstehen. Die kennen sich zwar nicht persönlich, aber offenbar erkennen sie sich — als Inder. Schließlich unterscheiden sie sich im äußeren Erscheinungsbild von den Heinern. Die meisten jedenfalls.

So war es auch, als sich zwei Herren aus Mumbai und Delhi plötzlich in unserer Praxis an der Anmeldung gegenüberstanden. Auf den ersten Blickkontakt folgte eine kurze Pause. Danach hörte ich den einen sagen: „Kya baat hai ... aap bhi yahan?“ Das heißt so viel wie: „Ei Inder ... aaach hier?“ Sie nahmen nebeneinander Platz, kamen ins Gespräch und ließen etliche Patienten vor. Da hatten sich zwei gefunden, die sich verdammt viel zu erzählen hatten. Vielleicht schauen sie sich gemeinsam die Stadt an. Immerhin haben wir auch ein Weltkulturerbe, wenn auch bisher nur ein beantragtes.

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Unzertrennlich seit der gemeinsamen Zeit im Wartezimmer.

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