Evolutionär betrachtet scheint die Verhaltensweise ziemlich unsinnig zu sein. Man benötigt dazu einen gleichgesinnten Partner — den muss man erst einmal finden. Man riskiert, sich dabei mit Krankheiten anzustecken. Bei der Ausführung ist man für Angreifer — übrigens auch den Partner respektive die Partnerin — leichte Beute. Und man verliert Zeit und Gelegenheit, Nahrung zu sammeln. Dennoch ist das Verhalten seit Urzeiten populär, und schon seine Bezeichnung ist ein Schlüsselreiz: Sex.

Wieso sich die menschliche Sexualität trotz ihrer Absurdität über die Zeiten hat halten können, glauben Elvira Hörandl von der Universität Göttingen und Dave Speijer von der Universität Amsterdam herausgefunden zu haben. Demnach verdanken wir unsere Vorliebe für Sex der Einwanderung von mitochondrialen Elementen in eukaryotische Zellen. Das ist zwar auch schon wieder zwei Milliarden Jahre her. Doch noch immer erzeugen die Mitochondrien in den Zellen neben Energie große Mengen reaktiver Sauerstoffspezies, die Schäden an der DNA verursachen können.

Um solche abträglichen DNA-Mutationen eliminieren zu können, hat sich der Mechanismus der Meiose als Alternative zur Mitose entwickelt. Die haploiden Produkte der Meiose lassen sich nämlich leichter ausselektieren. Doch um wieder zu einem kompletten Chromosomensatz zu gelangen, war fortan eine Paarung nötig. Das mag nicht sonderlich sexy klingen. Und doch könnte es der Grund sein, weshalb der Sex in die Welt kam und dort blieb.