_ Diabetes kann die Fahrtüchtigkeit in Mitleidenschaft ziehen. Hypoglykämien und die diabetische Retinopathie sind zwei Gründe dafür. Ein weiterer ist die periphere Neuropathie, von der viele Diabetiker betroffen sind. Sie schränkt die taktilen Fähigkeiten ein und verringert Propriozeption und Muskelkraft.

Forscher der Universität Manchester, angeführt von Monica Perazzolo haben untersucht, wie sich die sensomotorischen Defizite von Diabetikern mit peripherer Neuropathie auf ihre Fähigkeiten zum Führen von Automobilen und speziell auf das Bedienen des Gaspedals auswirken. Verglichen wurden die Leistungen von elf Diabetikern mit Neuropathie, zehn Diabetikern ohne Nervenleiden und zehn gesunden Personen ohne Diabetes. Alle Beteiligten waren zwischen 60 und 67 Jahre alt. Untersucht wurde die Funktion des fürs Gaspedal zuständigen rechten Fußes mit einem Dynamometer. Damit wurden die Muskelkraft bei der Fußbeugung und die Propriozeption im Sprunggelenk beurteilt. Hinzu kamen Tests im Fahrsimulator.

Defizite am Steuer und am Gaspedal

Die Krafterzeugung und die maximale Kraft im Sprunggelenk waren bei Diabetikern mit peripherer Neuropathie ebenso wie die Propriozeption im Vergleich zu den Normalpersonen signifikant eingeschränkt. Die Fahrgeschwindigkeit von Diabetikern mit Neuropathie war langsamer, und in der Kontrolle des Gaspedals schnitten sie schlechter ab als die gesunden Probanden, aber auch als die Diabetiker ohne Neuropathie. Sie mussten die Pedalstellung öfter korrigieren und bewegten das Pedal häufiger in die Extremstellungen als die Teilnehmer der Vergleichsgruppen. Auch ein gewisser Kontrollverlust am Steuer — mit extremen und unangemessenen Lenkbewegungen — fiel bei Diabetikern mit Neuropathie häufiger auf.

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Schwierigkeiten mit dem Gasfuß?

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Allerdings gab es bei den neuropathischen Diabetikern auch die größten Lerneffekte; nur bei ihnen waren die Lernzuwächse im zweiten Durchgang der Fahrsimulation statistisch bedeutsam. Die Unterschiede zu den Diabetikern ohne Neuropathie verschwanden, und im Vergleich zu den Gesunden waren die Unterschiede nur noch in puncto Kontrollverlust marginal signifikant.

Künftige Untersuchungen müssten nun zeigen, ob sich dieses Lernpotenzial durch ein spezifisches, standardisiertes und systematisches Trainingsprogramm nutzen lasse, so die Autoren.