Falsche Vorstellungen davon, wie viel Schlaf nötig ist und was bei Schlafproblemen hilft, sind weit verbreitet. 20 prominente Schlaflegenden im Blick der Wissenschaft.
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_ Ärzte von der New York University School of Medicine haben 20 virulente „Schlafmythen“ identifiziert. Von Experten für Schlaf, zirkadiane Rhythmik und Neurowissenschaft wurden sie bezüglich ihrer Fehlerhaftigkeit bewertet (von 1 „überhaupt nicht“ bis 5 „extrem falsch“).
Schlafdauer und Schlafenszeit
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1
Jederzeit und überall schlafen zu können, ist Zeichen eines gesunden Schlafsystems (4,8): Exzessive Tagesschläfrigkeit kann vielmehr Zeichen von Schlafmangel, z. B. infolge obstruktiver Schlafapnoe (OSA) sein.
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2
Viele Erwachsene brauchen nur fünf Stunden Schlaf (4,6): Solche Personen sind eine Minderheit. Habitueller Schlafmangel (< 5 Stunden) ist mit einem erhöhten Risiko für chronische Erkrankungen assoziiert.
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3
Der Organismus kann lernen, mit weniger Schlaf auszukommen (4,6): Man kann sich zwar anpassen an Schlafmangel und Störungen des zirkadianen Rhythmus — aber mit negativen gesundheitlichen Folgen. Bei Schichtarbeit sind z. B. Brustkrebsrisiko und Mortalität erhöht.
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4
Erwachsene schlafen länger, je älter sie werden (4,1): Ältere schlafen sogar weniger. Ob das einen geringeren Bedarf oder höhere Komorbidität und Medikation widerspiegelt, ist unklar.
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5
Wenn es geht, ist mehr Schlaf immer besser (3,3): Bei Langschläfern (> 8 Stunden) wurde eine erhöhte Mortalität festgestellt. Dies könnte aber auch an Krankheiten liegen, die die Schlafdauer verlängern.
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6
Eine Nacht mit Schlafmangel hat anhaltende gesundheitliche Folgen (3,3): Die Auswirkungen etwa auf Blutdruck oder Kognition sind reversibel, wenn der Schlaf sich wieder erholt.
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7
Für die Gesundheit ist es unerheblich, zu welcher Tageszeit man schläft (4,6): Beobachtungen bei Schichtarbeitern (siehe 3.) zeigen, dass dem nicht so ist.
Schlafverhalten
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8
Mit geschlossenen Augen im Bett zu liegen ist so gut wie zu schlafen (4,6): Endokrine, kardiovaskuläre, metabolische und kognitive Aktivitäten sind im Wachzustand anders als in Non-REM-Schlafphasen.
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9
Bei Einschlafproblemen sollte man im Bett liegen bleiben (4,6): Schneller geht es, wenn man aufsteht, Blaulicht meidet und erst, wenn man müde ist, ins Bett zurückkehrt.
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10
Schnarchen ist lästig für den Partner, aber harmlos (4,3): Eine OSA geht unbehandelt mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko einher.
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11
Ein gesunder Schläfer bewegt sich nachts fast nicht (3,9): Bewegungen sind Teil des normalen Schlafens.
Schlafrelevantes Verhalten am Tag
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12
Auf die Schlummertaste zu drücken, wenn der Wecker klingelt, ist gesünder, als gleich aufzustehen (3,8): Schlaffragmentierungen können ungünstige Effekte haben, z. B. auf „geistige Flexibilität“ und Stimmung.
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13
Bei Schlafproblemen ist ein Nachmittagsnickerchen empfehlenswert (3,1): Mit der Siesta kann man zwar mangelnden Nachtschlaf ergänzen. Eine Insomnie kann durch regelmäßige Nickerchen aber perpetuiert werden.
Verhalten vor dem Schlafengehen
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14
Alkohol vor dem Zubettgehen verbessert den Schlaf (4,1): Durch Alkohol wird zwar die Schlaflatenz verkürzt, aber es kommt zu Schlafstörungen in der zweiten Nachthälfte, verzögertem REM-Schlaf und verstärkten Schlafapnoen.
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15
Ein warmes Schlafzimmer ist besser als ein kaltes (3,9): Wärme kann ein Schlafhindernis sein.
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16
Langeweile kann schläfrig machen, auch wenn man genug geschlafen hat (3,8): Erwachsene, die wenig Langeweile haben, haben eine bessere Schlafqualität.
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17
Fernsehen im Bett ist entspannend (3,5): Es gibt Hinweise auf eine Assoziation mit Schlafproblemen.
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18
Sport in den vier Stunden vor dem Zubettgehen stört den Schlaf (3,3): Wer regelmäßig körperlich aktiv ist, schläft besser. Dies gilt auch für Sport am Abend.
Gehirnfunktion und Schlaf
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19
Im Schlaf ist das Gehirn nicht aktiv (5,0): Diese Einschätzung wurde als einzige einhellig von allen Experten als „extrem falsch“ beurteilt.
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20
Sich an seine Träume zu erinnern, ist Zeichen guten Schlafes (3,6): Die Datenlage hierzu ist ungenügend.
Literatur
Robbins R et al. Sleep Health 2019; https://doi.org/10.1016/j.sleh.2019.02.002
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bs 20 populäre Irrtümer über den Schlaf. MMW - Fortschritte der Medizin 161, 8 (2019). https://doi.org/10.1007/s15006-019-0471-2
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DOI: https://doi.org/10.1007/s15006-019-0471-2