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Prof. Dr. med. H. Holzgreve Internist, München

_ Mehrere randomisierte, placebokontrollierte Studien haben ergeben, dass SGLT-2-Hemmer (Cana-, Dapa- oder Empaglifozin) bei Patienten mit Typ-2-Diabetes verschiedene kardiovaskuläre Komplikationen in moderatem Umfang verhindern können. Dabei hat sich gezeigt, dass die Wirksamkeit bei Patienten mit arteriosklerotischen Vorerkrankungen größer ist als bei solchen, die zwar kardiovaskuläre Risikofaktoren aufweisen, aber noch keine arteriosklerotischen Organschäden haben.

Dies hat dazu geführt, dass Gliflozine in den amerikanischen und europäischen Leitlinien für Diabetiker mit kardiovaskulären Vorerkrankungen, nicht aber mit multiplen Risikofaktoren empfohlen werden. Nun wurde dazu eine Metaanalyse vorgestellt.

Die Autoren fanden drei randomisierte, placebokontrollierte Studien mit 34.322 Typ-2-Diabetikern im mittleren Alter von 63,5 Jahren. Zu Studienbeginn hatten 20.650 bereits arteriosklerotische Erkrankungen und 13.672 multiple Risikofaktoren ohne arteriosklerotische Endorganschäden. Während der mittleren Behandlungsdauer von 3,5 Jahren ereigneten sich 1.604 Myokardinfarkte, 1.060 Schlaganfälle und 1.256 Todesfälle mit kardiovaskulärer Ursache.

Die Therapie mit SGLT-2-Hemmern führte bei Typ-2-Diabetikern zu einem Rückgang von schweren kardiovaskulären Komplikationen um 14% — allerdings nur, wenn zu Beginn der Behandlung bereits arteriosklerotische Endorganschäden vorlagen. Bei Patienten mit multiplen kardiovaskulären Risikofaktoren, aber noch ohne Arteriosklerose, war der Rückgang dagegen 0%.

Die Endpunkte kardialer Tod und Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz wurden bei Patienten mit Vorerkrankungen um 24% verringert, bei solchen ohne Arteriosklerose aber immerhin um 16%. Die renale Funktionsverschlechterung wurde bei allen Patienten deutlich reduziert, nämlich um 46% bei jenen mit Vorerkrankungen und um 44% bei jenen ohne.

KOMMENTAR

Die Leitlinien, nach denen von SGLT-2-Hemmern kein nennenswerter Nutzen bei Diabetikern ohne arteriosklerotische Vorerkrankung zu erwarten ist, wurden durch diese Metaanalyse bestätigt — aber durch wichtige zusätzliche Aspekte modifiziert. Denn es zeigt sich, dass die Gliflozine deutlich und zuverlässig das Risiko für stationäre Aufnahmen wegen Herzinsuffizienz und die Progression von renalen Komplikationen verhindern, und zwar unabhängig von Vorerkrankungen. Der Verzicht auf diese Medikamentengruppe bei Diabetikern mit multiplen Risikofaktoren, aber ohne kardiovaskuläre Erkrankungen, ist damit nicht mehr länger gerechtfertigt.