Es gibt Sexualmediziner, die rundheraus bestreiten, dass es sich bei der Ejaculatio praecox um eine Erkrankung handelt. Dazu gehört Vincenzo Puppo vom Italienischen Zentrum für Sexologie in Bologna. Wiederholt hat er darauf gepocht, dass die Physiologie von Ejakulation und Orgasmus bei Männern mit vorzeitigem Erguss nicht gestört sei.

Männer mit vorzeitigem Erguss sind nach Ansicht Puppos oft deprimiert, weil sie meinten, das werfe ein armseliges Licht auf ihre Männlichkeit. Sie glaubten, längerer Vaginalverkehr sei der Schlüssel für den weiblichen Orgasmus. Für einen vaginalen Orgasmus gebe es jedoch keine wissenschaftliche Grundlage.

Puppo rät Männern, die Ejakulationskontrolle bei der Masturbation zu erlernen, mit Squeeze- und Stop-Start-Technik. Und überhaupt: Vorzeitiger Erguss und seine negativen Konsequenzen träten nicht auf, wenn sich beide Partner einig seien, dass das Hinauszögern der Ejakulation die Qualität der Sexualität nicht beeinflusse. Es gebe schließlich andere, nichtkoitale Möglichkeiten, die Frau zum Orgasmus zu bringen, so Puppo. „Die Ejakulation des Mannes bedeutet nicht automatisch, dass der Sex zu Ende ist.“