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Prof. Dr. med. K. G. Parhofer Medizinische Klinik und Poliklinik II, Klinikum der Universität München

_ Anhand der Krankenkassendaten von mehr als 34.000 Diabetikern aus den USA wurde untersucht, ob sich eine gute Einstellung im ersten Jahr nach der Diabetesdiagnose langfristig günstig auswirkt. Alle Probanden hatten mindestens zehn Jahre überlebt, und von allen lag mehr als ein HbA1c-Wert vor. Auch die Relevanz einer guten Einstellung in den folgenden sechs Jahren wurde untersucht. 41% der Patienten hatten im ersten Jahr einen durchschnittlichen HbA1c-Wert von < 6,5%, bei 17% lag er im Bereich 6,5%–7%, bei 14% im Bereich 7%–8% und bei 8% über 8%. Von etwa einem Fünftel der Teilnehmer lag nur eine Messung vor, sodass kein Schnitt gebildet werden konnte.

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Er macht ihr klar, worauf es jetzt ankommt.

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Die Analyse ergab, dass Patienten mit einem Wert von < 6,5% im ersten Jahr eine deutlich geringere Rate an mikro- und makrovaskulären Ereignissen hatten als der Rest. Bei Werten > 8% waren nicht nur mikro- und makrovaskuläre Ereignisse gehäuft, sondern auch die Mortalität erhöht. Die Blutzuckereinstellung in den folgenden Jahren wurde bei der Analyse berücksichtigt.

Interessanterweise war für den Effekt nur die Blutzuckereinstellung des ersten Jahres entscheidend. Wenn auch die folgenden sechs Jahre durch gute Einstellung charakterisiert waren, hatte das keinen weiteren Einfluss.

KOMMENTAR

Diese Studie bestätigt eindrücklich, dass es im Bereich der Stoffwechselerkrankungen einen „Legacy effect“ gibt: Eine frühzeitige gute Einstellung hat langfristig einen sehr großen Effekt. Je schlechter die Einstellung im ersten Jahr war, desto häufiger traten Komplikationen und sogar Todesfälle auf. Interessanterweise war es nicht so wichtig, ob die gute Einstellung über einen Zeitraum bis zu sieben Jahre durchgeführt wurde — das erste Jahr war entscheidend!

Einschränkend muss gesagt werden, dass die Studie keine Aussage hinsichtlich der Kausalität zulässt. Es könnte theoretisch sein, dass Patienten, die sich im ersten Jahr gut einstellen lassen, sich durch andere Faktoren von den anderen Probanden unterscheiden — zu denken wäre etwa an einen einfacher zu behandelnden Diabetes, bessere Compliance oder den sozioökonomischen Hintergrund. Dennoch sollten diese Daten ein Ansporn sein, bei neu diagnostizierten Diabetikern frühzeitig eine gute Blutzuckereinstellung anzustreben.