_ In meiner Praxis stellte sich eine neue Patientin vor, die seit ca. 10 Jahren an massiven Leistenschmerzen nach längerem Sitzen oder Arbeiten im Hocken litt. Sie war 42 Jahre alt, hatte zwei Kinder, war schlank und ansonsten völlig gesund. Wegen der geschilderten Beschwerden konnte sie keine längeren Autofahrten durchstehen und hatte deshalb seit Jahren nur Urlaub in der Umgebung machen können. Ihren Angaben nach waren die Symptome gynäkologisch, orthopädisch, urologisch und internistisch abgeklärt worden.

In der Anamnese berichtete sie von einer Venenoperation, die sie im Alter von 27 Jahren wegen einer Klappeninsuffizienz im Bereich der linken Crosse gehabt habe. Eine Venenklappe sei damals „repariert“ worden. Leider lagen zu dieser Operation keine Berichte mehr vor. Wegen dieses Hinweises auf ein venöses Geschehen veranlasste ich eine MRT-Angiografie der Beckenvenen. Hier zeigten sich ausgeprägte ovarielle Varizen (Abb. 1).

Abb. 1
figure 1

Variköse Gefäße am linken Ovar im MRT.

© R. Eichinger

Damit stand die Diagnose fest: Pelvic Congestion Syndrome (PCS) — eine Erkrankung, von der ich noch nie gehört hatte, unter der aber ca. 15% aller Frauen leiden. Es fanden sich Schätzungen in der Literatur, nach denen variköse Beckenvenen der Grund für ca. 50% aller unklaren Unterbauchbeschwerden sein könnten. Auch für Infertilität, rezidivierende Blasenentzündungen oder Dysmenorrhöen kann ein PCS verantwortlich sein.

Für die Behandlung stehen mehrere medikamentöse Optionen zur Verfügung, u. a. die Gestagen-betonte Pille, Daflon, Ibuprofen oder Acetylsalicylsäure. Oft werden die Beschwerden aber nur kurzzeitig gelindert. Bessere Erfolge erzielt man mit einer Embolistationstherapie, die auch meine Patientin erhielt. Mittels Cavografie über die V. renalis wurden die varikösen Ovarialvenen mit Spiralen sklerosiert (Abb. 2). Die Patientin war draufhin beschwerdefrei.

Abb. 2
figure 2

Eingebrachte Spiralen, die zur Sklerosierung der Varizen führen. Oben ist der Katheter in der V. renalis zu erkennen.

Ich habe an dem Fall auch persönlich viel gelernt. Innerhalb von nur einem Jahr konnte ich fünf weitere betroffene Patientinnen identifizieren. Sie alle wurden ebenfalls erfolgreich sklerosiert.